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Heldencharaktere und "kleine Macken"
Einige Spieler sehen in ihren Charakteren immer nur die positiven Eigenschaften und die wirklichen „Talente“ – aber jeder Mensch mit einer gesunden Selbsteinschätzung weiß, dass er nicht nur aus guten Seiten besteht – auch die Nachteile und schlechte Seiten gehören zu einem „runden“, in sich geschlossenen Wesen. Einige Spieler wollen einfach „einen starken, mutigen Krieger“, einen „schönen, eleganten Elfen“ oder einen „weisen, mächtigen Magier“ spielen. Dummerweise läuft dies auf eine Glorifizierung und Heroisierung des Charakters hinaus. Einige Rollenspiele werben direkt mit „heroischem Rollenspiel“, bezeichnen die Charaktere generell als „Helden“ – solch ein Konzept verfolgt Mystic-Legends nicht. Uns kommt es darauf an, dass ein Wesen mit all seinen Vorzügen und Nachteilen gespielt wird, das wirklich lebt und atmet und aus diesem Grunde auch seine Fehler und Macken hat.Wenn der starke und mutige Krieger zum Beispiel furchtbar arrogant und großkotzig ist, der schöne und elegante Elf aufgrund seiner Vorgeschichte eher eine tragische Figur macht und der weise, mächtige Magier ein vergesslicher Tollpatsch ist, so beginnt der Charakter eine Metamorphose vom einfache „Typen“ zum wirklichen „Charakter“. Die Zahlenwerte, die auf dem Charakterbogen stehen, sind für wirkliches Rollenspiel eher Nebensache und dienen nur dem Realismus und der Simulationswut einiger SLs und Spieler. Der wirkliche Spielspass entsteht aber vor allem dadurch, dass der Charakter, den man verkörpert, zum Leben erwacht, sein Wesen verändert, reift, ATMET. Der Krieger, der sich Selbstvorwürfe macht, weil er einen schwächeren Gegner erschlug, der Elf, der leise ein in Notwehr getötetes Tier beweint, der Magier, der an der Übermacht seiner Gegner zerbricht und mit sich die Gedanken an einen Pakt mit den Feinden oder den Verkauf seiner Seele an die Daimon zu „guten Zwecken“ trägt – solche Charaktere beginnen langsam aber sicher damit, zu leben.
Geschrieben am 04.12.2007
und zuletzt am 02.01.2008 verändert