Mystic-Legends – Artikel: Die Zwischenebene Teil 2

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Die Zwischenebene Teil 2

Die Zwischenebene ist geschaffen worden, um einen natürlichen Puffer zwischen die Bewohner Osraths unter der Stahlkuppel und der Unterstadt zu bilden. Obwohl die Osrathi keine Angst vor der Technik haben und durch verschiedenste Anlagen vor der ihnen fremd gewordenen Welt geschützt sind, verdrängt sie doch wirksam die Gedanken an die andere Seite Osraths. Obwohl sie sie mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern versorgt, erfüllt diese Welt die Menschen doch meist zumindest noch mit einem Schaudern. Der einzige direkte Zugang zur Unterstadt liegt dennoch nicht in der Zwischenebene, da sie sich nicht unter dem gesamten osrathischen Stadtgebiet erstreckt, sondern vor allem östlich des Zentrums unter den Häusern liegt.
Doch bereits ein paar Monate nach der Einrichtung dieser Pufferzone beantragten einige findige Händler und Veranstalter Platz in den neu geschaffenen Hallen unter der Stadt. Die Zwischenebene füllte sich schneller mit Leben, als die Stadtverwaltung mit dem Bearbeiten und Beantworten der Anträge nachkam. Noch Jahre später mussten nachträgliche Formulare abgehakt werden – insbesondere, weil die meisten Bewohner und Besitzer von Etablissements und Läden bereits Tatsachen geschaffen hatten und sich eine mehr oder weniger große Kundschaft aufbauen konnten.

Heute ist die Zwischenebene eine gewaltige Amüsiermeile unter der Stadt. Die Präsenz von Sicherheitsleuten ist nicht so groß wie im eigentlich Osrath, da keine Angriffe von außen zu erwarten sind, und das Rattenproblem hatte sich letztlich zumindest als handhabbar erwiesen. Heute bekommt man im Tausch gegen Wasserlizenzen, Essensanrechte oder größere Privilegien einfach alles, was das Herz begehrt; sogar Waffen sollen einige der halblegalen Geschäfte führen. Doch natürlich verdient auch die Stadt an den Etablissements: Viele Händler müssen eine etwas seltsam anmutende Form von Steuern zahlen: Arbeitsstunden. Dass man in einigen Geschäften, Kneipen und Bordellen daher mit Minuten und Stunden verschiedener konvertierbarer Arbeiten bezahlt, hat soweit geführt, dass Arbeitsstunden mittlerweile eine regelrechte neue Währung in der Zwischenebene geworden sind. Jeder versucht, sie so schnell wie möglich wieder los zu werden und gibt sie zusammen mit Privilegien oder Waren weiter.

Die Architektur dieses kleinen Reiches unterscheidet sich fundamental von dem der Oberstadt. Zwar ist immer noch alles darauf ausgerichtet, möglichst viel Platz zu sparen und die zugeteilte Fläche und Höhe optimal zu nutzen, doch wurde auch zum Beispiel bei der Beleuchtung gespart. Einige Ecken sind so dunkel, dass sich nur Eingeweihte hintrauen, einige Gegenden derartig unübersichtlich und verworren, dass nur Einheimische oder Sicherheitsbeamte mit einem neuen Plan hindurchgelangen ohne sich zu verirren. Und das Auffälligste: Ständig verändert sich die Gestalt dieses Irrgartens.
Die besser aufgeräumten und für die größere Öffentlichkeit erschlossenen Ecken folgen bestimmten Gesetzen, doch die Verwaltung kann ihre Klauen noch so tief in die Zwischenebene schlagen, sie bleibt dennoch eine Brutstätte für neue Kulte und Sekten, für verfeindete Clans, Gangs und das organisierte Verbrechen, das Geschäfte und Clubs erpresst, Leute entführt und mit den abartigsten Drogen handelt.

Die Drogen bilden mittlerweile ein wichtiges Element in der Zwischenebene: mit dem berüchtigen Augenpulver "Dscharack" fing alles an; später tauchten auch Mittel auf, die man seinem Gegenüber unbemerkt ins Getränk schütten konnte. "Elfenblut" und "Zeitrausch" waren eine Zeitlang die beherrschenden Namen der Scene. Doch heute sind sie weitestgehend von "Elyctricia" verdrängt worden. Jeder, der etwas auf sich hält, hat mindestens einmal von dem Zeug probiert. Man spritzt es sich am Handgelenk oder am Hals direkt in die Arterie und erlebt den irrsten Rausch seines Lebens. Jedes Mal aufs Neue. Ohne Nebenwirkungen. Leider macht der Konsum dieses Stoffes schon nach kürzester Zeit massiv abhängig. Gestreckt mit anderen Drogen oder auch nur einfachsten wirkungslosen Chemikalien entfaltet Elyctricia allerdings ein zerstörerisches Potential. Wird es nicht rein konsumiert, sondern als Verschnitt, führt es über kurz oder lang zu einem schweren Verfall des Körpers, der schließlich in einem qualvollen Tod endet.

Der Nebel, in den die Zwischenebene getaucht ist, wird übrigens direkt von der Stadtverwaltung erzeugt. Er soll ein Gefühl der Privatsphäre und Entspannung aufbauen. Einige Sicherheitsleute sind mit spezieller Ausrüstung ausgestattet, die ihnen erlaubt, durch Wärmebilder oder mit Hilfe von Ultraschall klar zu sehen und sich schnell und sicher zu bewegen. Dennoch führt der Nebel auch zu einigen Nebeneffekten: wer glaubt, nicht gesehen zu werden, ist enthemmt und so kommt es leider zu vielen Gewalttaten in der Zwischenebene. Von 10 Delikten in Osrath werden 9 in diesem Teil des Molochs begangen und trotzdem kann sich keiner leisten, den Laden zu schließen.
Geschrieben am 09.09.2007 und zuletzt am 17.11.2007 verändert