Mystic-Legends – Artikel: [Ort] Tar'Akbar

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[Ort] Tar'Akbar

Es gibt praktisch keinen Streit darüber, welche Stadt die wohl großartigste ist unter dem Himmel der Nolthar. Weißer Marmor und Kalkstein sind zu einer Pracht zusammengefügt, die ihresgleichen sucht und dennoch niemals finden wird – ursprünglich ein eher kleines Dörfchen, hat sich die Handelsstadt Tar'Akbar sehr schnell zu einem enormen Ruf emporgearbeitet, denn sie verfügt über alles, was man zum Leben und Reichwerden benötigt: Im Umland gibt es reiche Goldminen, das Meer liefert Fisch und Tran, die Weber in der Stadt produzieren Tuche, die überall gesucht werden. Doch ich erzähle euch ja ohnehin nur Dinge, die ihr schon wisst.
Weniger bekannt ist, dass bei Tar'Akbar eine alte Stadt der Nulsar liegt, die während der Katastrophe verwüstet wurde. Es wurden sehr schnell zahllose Expeditionen durchgeführt, die wichtige Rohstoffe und Werkzeuge aus den alten Mauern bargen. Leider hat sich an dieser Stelle der Boden um mehrere Meter gesenkt, sodass der größte Teil der alten Siedlung nicht mehr zugänglich ist – man müsste große Strecken tauchen, ohne zu wissen, wo man herauskommt. Außerdem wurden während des Angriffes der Daimon Krankheiten in die Stadt getragen, die im brackigen Wasser sicherlich gut keimen und höchst agressiv sein dürften. Mittlerweile kümmert sich der Orden der Onaria um die Bewachung der alten Stätte: Man kann sie leicht an ihren reinschwarzen Kutten mit dem weißen Zahnrad erkennen. Viele behaupten zwar, sie hätten Verbindungen zu den Mechanisten und würden ihnen die besten Fundstücke aus der Stadt verkaufen, doch dürfte ihr Reichtum vor allem aus den Zahlungen der Stadt an sie stammen, denn sie bekämpfen wacker und bisher ungeschlagen die Horden an lebenden Leichnamen und Schrecknissen, die mehrmals im Jahr aus der Stadt herauskommen, um sich an den Körpern der Lebenden zu vergehen.
Die Stadt Tar'Akbar selber ist durch eine drei Schritt hohe Mauer eingefasst, die von zwölf sechseckigen Türmen zum Land hin überwacht wird. Zum Meer hin schützt die Festung von Geliabra vor einfallenden feindlichen Schiffen oder Monströsitäten der See. Dort sind etwa einhundert der besten Kämpfer der Nolthar stationiert – außerdem werden an diesem Ort auch zahllose Söldner und Krieger ausgebildet, die überall auf Dalatur und zum Teil auch darüber hinaus gefragt sind.
Die Stadt wird von einem einhundertundeinsköpfigen Stadtrat regiert, der sich zum größten Teil aus Händlern zusammensetz, die sich einen Platz ehrlich erkauft haben. Der kleinere Teil besteht aus Priestern aller vier Kirchen sowie einigen Handwerkern und Kriegern, deren Vorfahren bereits im Rat saßen. Alle fünf Jahr oder auf ein Misstrauensvotum hin wird ein Senat gewählt, der aus zehn Männern und Frauen besteht, die nach Meinung des Rates ihre Sache am besten machen oder eben das meiste dafür bezahlen. Schon oft hat der gesamte Senat nur aus reichen Händlern bestanden, die sich die Stimmen dafür kauften. Schließlich wählt der Senat einen von ihnen aus, der als Stadthalter eingesetzt wird und dem Senat sowie dem Stadtrat vorsitzt – das Volk hat auf diese Regierung keinen besonders großen Einfluss, denn sie können höchstens Geld sammeln, um einen der ihren in den Rat oder gar den Senat einzukaufen. Auf diese Weise regiert letztlich das Geld die Stadt – obwohl dies natürlich nichts schlechtes sein muss, denn um Geld und Wohlstand anzuhäufen, darf man schließlich nicht dumm sein.
Innerhalb der Stadt befinden sich zahlreiche Kanäle, da auch hier die Landschaft nach der Absenkung während der Katastrophe eher sumpfig ist und leider dazu neigt, zahllosen Insekten ein Heim zu bieten. Da alle Versuche, die Stadt zu entwässern, fehlschlugen, nutzt man heute die Kanäle, um Waren und Personen zu transportieren. Man spricht auch von der Stadt der hundert Brücken, da die Nolthar und ihre Dunhag-Baumeister wohl die meisten dieser Bauwerke in einer Siedlung vereint haben.
In der Oberstadt, die man nicht mehr über Kanäle erreichen kann, sondern die auf einem südlich des Zentrums gelegenen Hügel liegt, residieren die reichen Leute: Wohlhabende Handwerker, die Kommandantur der Festung, gutbezahlte Handwerker und die Priesterschaft. Hier befinden sich auch die prächtigsten Tempelbauten. Die gepflasterten Straßen an sich sind sauber, da ein offenes Kanalsystem an der Straßenseite, das von dutzenden Sklaven überwacht und gereinigt wird, die Abfälle ins Meer transportiert – aber nur eigentlich, denn in Wirklichkeit landet der meiste Dreck wohl in der südlichen Unterstadt, die den Handwerkern gehört.
In der nördlichen Unterstadt, die nicht mehr von der Mauer eingefasst wird, befinden sich die Krankenhäuser der Sanumiden, die sich wohl nur in Tar'Akbar leisten können, Geld für ihre Behandlungen zu verlangen. Dafür befinden sich hier wohl auch die besten Heiler und Medici, die man sich vorstellen könnte – in keinem der Sanumidenspitäler ist die Überlebenschance größer (mancher munkelt sogar, hier sei die Überlebenschance nur eine Frage des Geldes). Allerdings ist die nördliche Unterstadt der ärmste Teil von Tar'Aklbar – ohne Kanalisation und mit einem mittlerweile vollkommen überfüllten und ständig überschwemmten Katakombensystem für die Toten stinkt er zum Himmel und sorgt so für die wohl größte Ironie des Schicksals: Während nebenan im reinweiß getünchten Ordenshaus der Sanumiden schwerste Krankheiten erfolgreich bekämpft werden, sterben auf den Straßen der Unterstadt Kinder meist schon an den lapidarsten Krankheiten und entzündeten Verletzungen.
Wer dort wohnt, hat nichts zu lachen – Färber, Gerber und die Herstellung von Seifen sorgen für eine beständige dicke Luft (weshalb oft schon geschlussfolgert wurde, dass schlechte Luft Krankheiten verursachen kann), Bettler treten sich auf der Straße bald tot und überhaupt ist der größte Teil der Straßen in der Hand von Banden und Räubern.
- Skyrschatten
Geschrieben am 15.02.2006 und zuletzt am 09.03.2006 verändert