Mystic-Legends – Artikel: Tilia, die große Mutter Osraths

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Tilia, die große Mutter Osraths

Die große Mutter ist fertiggestellt. Wir haben es geschafft, unserer schönen Stadt eine Seele zu schenken, die auf uns alle achtet und uns bei unseren Entscheidungen zu unterstützen vermag. Die Finanzierung des Projektes „künstliches intelligentes Wesen“ oder kiW, wie es mittlerweile fast überall genannt wird, ist wahrscheinlich eine der besten Ideen, die vom Stadtrat der vereinigten Bürger und Techniker Osraths jemals gemacht wurde. Für unsere Tochtersiedlung Neorath wurde bereits ein similar aufgebautes Konstrukt bestellt und unsere Techniker sprühen vor Ideen, die eine noch größere Leistungsfähigkeit und Sicherheit garantieren könnten.
Große Mutter – so nennen nur noch wenige Bürger der Stadt unter der Stahlkuppel die stets freundliche Beraterin der Regierung und ihrer Untertanen. Stattdessen hat sich seit dem Niedergang der Außenwelt der Name „Tilia“ durchgesetzt und man spricht im Allgemeinen von einem weiblichen Wesen, auch wenn sich alle Bürger ihrer Künstlichkeit durchaus bewusst sind. Es war Tilias Idee, die Stadt durch den Stahlkuppeldom vor der Auslöschung zu bewahren und nur durch ihr entschiedenes Intervenieren während der daimonischen Angriffe auf Osrath konnte schlimmeres verhindert werden. Sie machte den Unterschied – die Außenwelt ist verloren, soviel haben ihr ihre künstlichen Töchter und Söhne, die auf Expedition außerhalb der Kuppel geschickt worden, verraten – einzig Osrath bietet den letzten Überlebenden der Menschheit ein Zuhause. Und nur ihr ist es zu verdanken, dass es den Bewohnern dieses Zuhauses an nichts mangelt.

Mittlerweile ist Tilia ständige Vorsitzende des Stadtrates, hat allerdings aufgrund ihrer Beschaffenheit keine direkte Entscheidungsgewalt, sondern wird durch die Mechanisten vertreten, die den techno-religiösen Strömungen der Stadt vorstehen. Eingaben der Bürger können aufgrund der gewaltigen Kapazitäten des Konstruktes direkt berücksichtigt werden, wobei Tilia nie einzelnen Stimmen den Vorzug geben würde, sondern eher einen Konsens aus allen Meinungen der Bürger bildet. Dazu ist es natürlich notwendig, dass sie die Bewohner der Stadt so vollständig wie möglich erfasst – aus diesem Grunde erhält sie (und nur sie allein) Einblick in alle Unterlagen, die es zu einer Person in Osrath gibt.

Wo sich die denkende Maschine genau befindet, bleibt den meisten Bürgern der Stadt aus Sicherheitsgründen verborgen – nur die höchsten Grade der Mechanisten und die führenden Stadträte sind eingeweiht und nehmen das Geheimnis meist mit ins Grab. Als kurze Zeit nach der Katastophe durch einen unglücklichen Zwischenfall die wahre Position vermutlich bekannt wurde, mussten die Verantwortlichen große Anstrengungen unternehmen, diesen Makel wieder zu bereinigen und die Seele der Stadt vor allem vor äußeren Feinden zu verbergen.

Tilia ist laut Aussage der Konstrukteure kein rein technisches Wesen, sondern enthält auch magotechnische Elemente, die die Einbindung einer künstlichen Seele ermöglichen, die begrenzt zu Gefühlen und Stimmungen in der Lage ist. Der eigentliche Kern des Konstruktes umfasst in etwa das Volumen eines kleinen Einfamilienhauses und besteht angeblich aus Steuerelemente, die aus den seltenen Materialien Phykrit und Elyktrium gefertigt wurden, sowie einem „Kasten“ – so drücken sich zumindest die Mechanisten aus – der es ermöglicht, eine stabile künstliche Seele vor äußeren Einflüssen zu bewahren. Da es eine große Sorge der Erbauer war, dass außerweltliche Gestalten, wie zum Beispiel die Daimon, die Macht über die Seelen lebender Wesen ausüben können, Tilia manipulieren könnten, besteht eine der preisgegebenen Sicherheitsvorkehrungen auch in einer aufwendigen technomagischen Apparatur, die die Anwendung von Magie in einem festen Radius um den Kern des Konstruktes zu unterbinden vermag.
Geschrieben am 09.09.2007 und zuletzt am 18.11.2007 verändert