Mystic-Legends – Artikel: Hungernde und Suchende

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Hungernde und Suchende

Die Hungernden

Einst eine breite gebildete Schicht von Schreibern, Verwaltern, Beamten und Wissenschaftlern sind die Hungernden durch den Wegfall ihrer Wissensbasis stark geschwächt worden. Sie ernähren sich meist selbst und leben von den kargen Pflanzen, die in der Nähe ihrer einfachen Siedlungen leben, weil sie keine Mittel haben, um Werkzeug oder fruchtbares Land zum Ackerbau zu erwerben. So führen sie heute das Leben von Jägern und Sammlern, leben von der Hand in den Mund und leiden oft großen Hunger. Darüber hinaus gibt es ein großes Problem – alle Versuche, das Wachstum der Bevölkerung einzudämmen, schlugen bisher fehl, denn die Hungernden erwiesen sich nicht nur als ausgesprochen fruchtbar (Mehrlingsgeburten sind an der Tagesordnung), auch die bisher bekannten Mittel, Schwangerschaften zu verhindern, funktionieren nicht gut genug, um eine effektive Änderung zu bewirken.
Heute versuchen sie sich als Heiler und Prediger etwas dazuzuverdienen – die Hungernden, die in den Städten anderer Dramin leben haben ein mehr oder weniger gesichertes Auskommen und sind recht angesehen. Allerdings verhindern meistens strenge Gesetze, dass sich mehr von ihnen niederlassen, als die Stadt versorgen kann. Sie genießen unterschwellig den Ruf, Schmarotzer und Tagediebe zu sein, weil sie gezwungen sind, oftmals unqualifizierten Arbeiten nachzugehen, denn es gibt einfach zu viele der ihren, als dass alle Heilkundige oder Priester werden könnten. Und jeder, der solch eine lukrative Arbeit innehat, versucht ohnehin schon nach Kräften, möglichst viel von seinem Wohlstand an andere Angehörige seiner Dramin abzugeben.
Wenn sie unter sich sind, siedeln sie in gewaltigen Zeltstädten, bei denen die einzelnen Behausungen durch Tuchdächer miteinander verbunden sind. Obwohl man sich also in einfachen Zelten befindet, kann man sehr weit durch die Städte streichen, ohne auch nur einmal unter freiem Himmel zu stehen.
Im Fall von Streit oder wenn schwierige Entscheidungen zu treffen sind, werden bevorzugt die Ältesten der Gesellschaft gefragt. Ihre Erfahrung wird höher geschätzt als Kraft oder Charisma der Jugend – außerdem wirken noch immer die Kräfte, die früher dazu führten, dass die Hungernden Wissenschaftler und Beamte waren. Einige von ihnen können auch heute noch lesen und schreiben ihre Erkenntnisse und Gedanken zu ihrer Umwelt nieder, um sie für bessere Zeiten festzuhalten. Und ganz selten findet sich bei ihnen auch die ein oder andere Schrift aus alten Zeiten.

Suchende

Die Nodoraner haben durch die Katastrophe viel verloren, doch im Gegensatz zu weiten Teilen der Nolthar haben sie das Verlorene nicht vollkommen aufgegeben. Sie suchen nach alten Rohstoffen und noch funktionstüchtiger Ausrüstung und in Zeiten des Hungers kann eine Konservendose schon ein echter Schatz sein. So bildete sich schon bald nach dem Frevel der Rao’Ka eine Dramin, die sich darauf spezialisierte, in die wenigen bekannten Ruinen zu steigen und dort zu bergen, was zu bergen ist.
Heutzutage sind diese Rohstofffelder weitestgehend ausgeschlachtet oder derartig verseucht, dass kaum jemand traut, sich ohne schwere Waffen dort umzusehen. Nur einige wenige traurige Gestalten ernähren sich noch von den Städten, die nach der Katastrophe nicht von den Daimon verhüllt wurden, der Rest der Suchenden machte sich schon seit langer Zeit auf, die Spuren der Vergangenheit aufzuklären. Sie zogen in die Gebirge und suchten nach neuen Bodenschätzen, sie prospektierten Wälder, sammelten seltene Pflanzen, fingen Tiere und bauten diplomatische Beziehungen nicht nur zu den Szalisaru, sondern gar zu den Lirzar und den Aquilanern auf.
Und sie hatten Erfolg: Mittlerweile blicken die Suchenden auf einige stolze Momente, von denen die Entdeckung der Ruinen von Sorokrot, der ehemaligen Heimatstadt der Ash Kratar, am Fuße des Mimplem-Massivs noch heute am hellsten strahlt.
Die Suchenden sind in der Regel diejenigen, die immer wieder auf die versteckten Siedlungen der Liebenden treffen und sie dazu zwingen, weiter zu fliehen. Doch einige haben sich auch losgesagt von dem Hass gegen die Ausgestoßenen und nutzen ihre Erfahrungen gezielt für die Suche nach alten und neuen Schätzen.
„In Sorokrot habe ich Spuren gefunden – Spuren sage ich dir! Menschen waren dort, und ich weiß nicht, was sie schon alles genommen haben. Wir müssen uns beeilen! Treib die Männer zusammen, rüstet euch, so gut es geht und dann ab in die Stadt. Vergesst die Sicherheitsvorkehrungen, wir müssen retten, was zu retten ist und eventuell sogar die Fremden vertreiben. Stellt dir nur vor, was passiert, wenn jemand vor uns die Entdeckung gemacht hat, wenn wirklich schon andere hier sind! Ayo, Lirzar oder Szalisaru? Stell dir nur vor, es waren vielleicht sogar die Liebenden!“

- – ein völlig verwirrter Suchender
Die Kleidung ist meist zweckmäßig, einige Suchende haben sich Rüstungen anfertigen lassen, um den Gefahren der Ruinen besser trotzen zu können. Ihr Kodex verbietet ihnen, schwere Waffen zu tragen und im Fall von Konflikten fliehen sie lieber und verlassen sich auf die professionelle Hilfe der eisernen Männer. Doch diese fordern dann meist auch ihren Anteil an der Beute – und die Lage der Fundstätten preiszugeben, liegt nicht in der Natur der Suchenden.
Man muss sich vor Augen führen, dass es in der Regel ganze Familienverbände sind, die in die Ferne ziehen, um Bergwerke zu errichten, die Dschungel zu durchsuchen oder sich auf die Spuren der Zivilisation vor der Katastrophe begeben. Männer, Frauen, aber auch Kinder leisten hier in einem entbehrungsreichen Leben schwerste Arbeit. So kommt es, dass die Zeiten, wenn die Suchenden in die Städte einziehen, ihre Beute verhökern und sich zu entspannen versuchen, immer wieder zum mittelgroßen Volksfest ausarten.
Geschrieben am 16.02.2008 und zuletzt am 17.02.2008 verändert