Mystic-Legends – Artikel: Gaukler und Liebende

Inhalt

Gaukler und Liebende

Die fahrenden Leute

Während man sagt, dass die Angehörigen der einzelnen Kasten meist unter sich bleiben, so gilt dies ganz besonders für die fahrenden Leute. Sie treten zwar vor Publikum auf und unterhalten die Bevölkerung, doch ist es ihnen meist nicht gestattet, mit ihren Zuschauern persönlich zu verkehren. Während eines Auftrittes ist alles erlaubt, aber es gilt ansonsten stets, die Distanz zum Publikum zu wahren, wohl, weil man sich der Wirkung von Gauklern, Musikern und Schauspielern bewusst ist und verhindern will, dass zu starke Bande die Grenzen der Dramin überwinden.
Während die Händler besonders auf ihre Kleidung achten, ist bei den fahrenden Leuten der gesamte Körper konstanter Veränderung unterworfen. Sie färben sich ihre Haut komplett mit Pflanzensäften oder farbigen Erden, tönen ihre Haare mit exotischen Essenzen und malen sich kunstvolle Muster auf ihren Körper – immer bedacht, die Tätowierungen, die sie als Mitglieder der Dramin auszeichnen, nicht zu überdecken.
Meist sind sie auf die Gastfreundschaft anderer Dramin angewiesen, dienen ihnen aber neben der reinen Unterhaltung auch als Boten und Nachrichtenverkünder. Wenn eine Ratssitzung einberufen wird, so gibt man dies zuerst den fahrenden Leuten bekannt, die dann wiederum die gesamte Heimat der Nodoraner bereisen und die Information möglichst effektiv verbreiten.

Die Liebenden

Der Verrat der Liebenden liegt nun mehr als einhundert Jahre zurück und dennoch sind die Angehörigen dieser Dramin immer noch Unpersonen. Wenn es ihnen möglich ist, machen die anderen Kasten regelrecht Jagd auf sie und töten sie, wo immer sie ihrer habhaft werden. Dadurch hat sich diese Dramin natürlich stark ausgedünnt. Sie musste sich zurückziehen und verbergen.
So kommt es, dass die meisten Liebenden heutzutage in den Gebirgen des nördlichen Nodoras leben oder sich in die Tiefen der Wälder zurückgezogen haben. Dort leben sie in ärmlichen Verhältnissen und ständig der Tatsache gewahr, dass sie bei Entdeckung wahrscheinlich fliehen müssen. Viele von ihnen sind deswegen Fremden gegenüber sehr feindlich – schon der Anblick eines Unbekannten kann bei den Liebenden brutale Gewalttaten auslösen.
So kommt es auch, dass sich diese Dramin nicht mehr unter der Obhut der Priesterschaft befindet. An die Stelle des Viererkultes ist eine wüste synkretische Religion getreten, der Naturgeister, Viererkult und auch die Verehrung des Nekromantengottes Galshor angehören. Dieser düstere Mischmasch ist nur schwer interpretierbar, sodass die so genannten Klerikanten, die Sänger der Liebenden die einzigen sind, die einen vollkommenen Durchblick haben und deswegen auch bei jeder wichtigeren Entscheidung herangezogen werden.
Ansonsten ist wenig bekannt über diese Parias – sie treffen sich manchmal an geheimen Plätzen mit den Händlern oder mit den Hungernden, um ihre Dienste oder seltene Waren, Heilpflanzen oder Edelsteine zum Tausch gegen Nahrungsmittel, Werkzeuge oder Waffen zu bieten. Doch wer an einem solchen Treffen teilnimmt, wird automatisch zum Verräter am Hohen Rat der Dramin und wird sich eher die Zunge herausschneiden lassen, als zuzugeben, er wüsste etwas über die Liebenden.
Im Übrigen sind die Liebenden recht einfach von den anderen Dramin zu unterscheiden – sie tragen keine der sonst üblichen Tätowierungen. Vielmehr ist es bei ihnen Sitte geworden, sich Metallstücke durch die Haut zu stechen und so zu zeigen, wie schmerzunempfindlich man ist. Es ist eine raue Welt und es sind raue Menschen…

„Mit dieser Schrift lege ich fest, dass die drei Verräter Nuliak Merthes, Sharimal Niomba und Seresch Maniumba des Todes durch die Axt sind. Sie haben nachweislich mit den Ausgestoßenen Handel getrieben. Damit sich die Verbrüderung mit diesem anstandslosen Pack nicht noch mehr ausbreitet, statuieren wir an den Schuldigen ein Exempel. Die Exekution wird entgegen unserer üblichen Abläufe öffentlich stattfinden. Ich lege fest, dass ihre Verbrechen die ganze Zeit über von einem Ausrufer vorgetragen werden sollen, damit die anderen Menschen erkennen mögen, weswegen sie des Todes sind. Wir können es uns nicht leisten, mit diesen Ratsfrevlern zu kooperieren!“

- – Shugal Mart, Handwerksmeister der Stadt Sebenmat

Geschrieben am 16.02.2008 und zuletzt am 17.02.2008 verändert