Mystic-Legends – Artikel: Organisation: Mechanistische Kirche

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Organisation: Mechanistische Kirche

"Kommt meine Kinder, meine Schrauben, meine Unterlegscheiben, meine kleinen Rädchen! Wir treffen uns morgen beim dritten Schlag der großen Donnerglocke in der Kathedrale am Fuß des Zentralturmes. Dort können wir bestaunen, was für Segnungen uns die göttlichen Handwerker überließen und teilhaben an ihrem phänomenalen Wissen. Jeder darf ein defektes Gerät mitbringen – es wird kostenlos nicht nur repariert, sondern auch von einem ausgebildeten Priester mit dem Segen der starken Achse belegt! Im Anschluss an den feierlichen Ritus werden die Kinder wieder in der Schule bei den großen Lehrmeistern unterwiesen, während die bereits auf Tauglichkeit geprüften Jünger des Zahnrades an einem großen Fest teilnehmen dürfen!
– Aufruf einer jungen Priesterin zu einem mechanistischen Gottesdienst außer der Reihe
Obwohl es auf den ersten Blick so scheinen mag, hat die mechanistische Kirche keine direkte Verbindung zu den Mechanisten. Natürlich bedeutet "keine direkte Verbindung", dass beide Organisationen indirekt schon miteinander verwoben sind. Insbesondere stellen die Mechanisten das religiöse Ideal der Kirche dar und bilden quasi – je nachdem, wen man fragt – einen Orden von Elitearbeitern für die Sache des Mechanismus oder eine Sekte, die fanatisch an der Durchsetzung ihrer eigenen Ideale arbeitet. Im gemeinen Volk ist allerdings die erste Sichtweise deutlich verbreiteter.
Die Kirche ist insgesamt beim Volk sehr angesehen, vermittelt sie doch eine gewisse Nähe zur Genialität der Mechaniker und Techniker der Vorzeit, die solche Wunder wie den Zentralturm oder die stählerne Kuppel errichteten. So gehört es praktisch zum guten Ton, den Initiationsritus der Jünger des Zahnrades durchzumachen und so auch an den Segnungen der Technik teilhaben zu können. Dem Volk wird nicht gepredigt, dass Kirchenverweigerer schlecht oder gar böse wären, allein die Vorteile und Kenntnisse, die man durch die Initiation vor allem in höheren Stufen erreichen kann, locken den größten Teil der Osrathi in die Kathedralen.

Die Lehre des Mechanismus begründet sich auf dem Willen, den Menschen das Gute nahezubringen und die Gesellschaft besser zu machen. Sie versteht sich als Synthese allen guten Lebens, aller wissenschaftlicher und aufgeklärter Kultur und insbesondere auch der Technik. Was immer wieder betont wird, ist die Tatsache, dass der Mechanismus mehr darstellt, als nur die Summe seiner Teile – eben wie in einer gut geölten Maschine werden durch Zusammenarbeit kleiner Teile große Dinge bewegt. So beschützt diese Religion die Einzelteile – also ihre Mitglieder, Laien, Priester und so weiter – vor der Wildheit, der Verderbtheit und der Zerstörungswut der rohen Natur. Er wirkt dem fremdbestimmten Schicksal und dem Tod entgegen, indem er für sich in Anspruch nimmt, auch die Medizin dem Menschen nahezubringen.
Insgesamt stellt sich der Mechanismus also als großes Ganzes dar, das aber immer noch auf seinen vielen kleinen Teilen beruht und auch nur dann funktionieren kann, wenn jedes einzelne Teil sich seiner Rolle vollends bewusst ist.

Die Priesterschaft wird zum einen Teil durch die Mechanisten und zum anderen Teil durch die Kirche selbst ausgebildet – insbesondere den Zugang zur modernen Technik erwerben die Seelenhüter, Schlüsselführer und Technikmeister des Mechanismus unter der Aufsicht des mechanistischen Ordens im Zentralturm. Dementsprechend gut verstehen sie sich auch auf kleine Reparaturen und Tipps für den alltäglichen Umgang mit Technik und Energie. Da ihnen natürlich auch eine große seelsorgerische Aufgabe zukommt, stehen sie dem gemeinen Volk sehr nahe und können sich meist auch in die trivialsten Probleme gut einfühlen. Es besteht keine Bevorzugung der Geschlechter, sodass die Priesterschaft fast zur Hälfte aus Frauen besteht – einzig die Hohepriester sind zu 7/9 männlich.

Ihre Tracht besteht aus einem blauen Anzug aus recht derben Stoff, in dessen Taschen alle möglichen Dinge aufbewahrt werden können (kleine Werkzeuge, Teile der heiligen Schrift, Süßigkeiten für die Kinder). Dazu kommt bei gewöhnlichen Priestern eine weiße Stola, die über die Schultern gelegt bis zu den Kniehen reicht und meist mit schwarz oxidiertem Silberdraht mit allerlei mechanistischen Symbolen verziert wird. Bei den insgesamt 9 Hohepriestern des Mechanismus wird die Stola meist mit Golddraht verziert, außerdem kommt ein ebenfalls weißer Lendengurt hinzu, meist mit schwarzen Silberfäden sowie zu offiziellen Anlässen der Stab der Technik. Dieser stellt ein vielseitiges Werkzeug dar, da man ihn unterschiedlich weit auseinanderziehen, knicken und aufklappen kann – an der Spitze befindet sich ein neunzähniges Zahnrad.

Und was wäre die Kirche ohne ihre Kathedralen? Eben diese stellen neben Versammlungsstätte und heiligem Ort der Aufbewahrung der kompletten heiligen Schrift auch gleichzeitig Rückzugsmöglichkeit und Konferenzräume für die Mitglieder der Kirche dar. Nur Priester und Hohepriester dürfen innerhalb ihrer Kathedralen schlafen, weshalb neben dem großen Kirchenraum immer noch ein Nebengebäude existiert, indem die Amtsdiener und die geweihten Männer und Frauen leben.
Geschrieben am 09.09.2007 und zuletzt am 18.11.2007 verändert