Mystic-Legends – Artikel: Herren und Hexen

Inhalt

Herren und Hexen

Piratenfürsten

Anders als man es von einem Volk mit diesem Hintergrund ahnen würde, werden die einzelnen Gemeinschaften mitnichten etwa vom stärksten oder gewalttätigsten Piraten geführt, sondern in der Regel von einer Gelehrten, die ihrerseits einen männlichen Vertreter bestimmt, welcher nach außen hin als Piratenfürst auftritt.
Diese Lukanti genannten Frauen werden von der Bevölkerung mit „Mama“ angesprochen, also zum Beispiel „Mama Patua“. So bezeugen die Menschen ihren Respekt vor der Bildung der Alten. Der Fürst dagegen, der Meschrati, wird mit „Papa“ tituliert, man sieht in ihm einen kräftigen und strengen Vater, der Recht spricht und im Kampf anführt, während die Lukanti die Rolle einer spirituellen Führerin und Beraterin des Volkes übernimmt.
Den Ratschlägen und Empfehlungen der Führerinnen wird so viel Bedeutung beigemessen, dass sie nur selten gezwungen sind, echte Befehle auszusprechen. Stattdessen schmücken sie ihre Richtsprüche und Signale in Form von Gleichnissen und Geschichten aus. Sie berichten von früheren, ähnlichen Begebenheiten, wie versucht wurde, die Probleme zu lösen und welche Folgen die jeweiligen Ansätze nach sich zogen.

Zauberei und Hexenwerk

Viele Lukanti bedienen sich auch der Hilfe von Schamanenhexen und -hexern, den Vodkanti, die in der Lage sind, mit den Geistern zu kommunizieren und diese um Rat und Tat zu bitten. So können sie ihre Autorität noch erweitern, indem sie z.B. Informationen über Bodenschätze, Feindbewegungen, die Zukunft und die Vergangenheit erhalten. Flüche gegen Konkurrenten, Hexereien und Magie gehören zum täglichen Geschäft der Tamenakkeen.

Das ist ein erstaunliches Merkmal dieser Leute – wenn ihnen ein Feld zugrunde geht, denken sie gar nicht daran, dass es an Wassermangel, schlechter Düngung oder Krankheiten liegen könnte. Sie wissen genau – im Nachbardorf befindet sich eine Vodkanti und diese hat mit Sicherheit böse Geister in meine Pflanzen geschickt, um meine Sippe zu schädigen. Also gehen sie zu ihrer eigenen Hexe und geben ebenfalls einen Fluch in Auftrag, der sich gewaschen hat – Hagel, Furchfäule, Missgeburten, was weiß ich. So kommt es zu den berüchtigen Zauber- oder Fluchkriegen, die sich mitunter über mehrere Generationen hinziehen und die schließlich ganze Sippen zugrunde richten, in den Wahnsinn oder die Armut treiben.
Nur selten kommt es dabei zu Handgreiflichkeiten, denn man weiß, dass in diesem Falle die benachbarten Stämme eingreifen und alle Krieger, die die Hand gegen andere Tamenakkeen erhoben haben, hart bestrafen. Dennoch habe ich Gerüchte gehört, die von nächtlichen Überfällen berichteten.
Damit komme ich zur nächsten Geschichte: Die Piraten fressen Menschen. Ich habe es selbst gesehen. Es ist ein schauerlicher Anblick, wie sie, nur im Lendenschurz und mit ihren Speeren und Äxten, um ein Feuer herum sitzen und an Händen, Beinen und Schultern von anderen Menschen nagen.

- Karpias Mentas, noltharischer Sklave

Geschrieben am 21.02.2008