Mystic-Legends – Artikel: Einleitung + Auf der Suche nach einem Gott

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Einleitung + Auf der Suche nach einem Gott

Schon immer gab es Goblins auf Mesaron – keine ihrer Geschichten reicht in die dunklen Tiefen ihrer Ankunft auf dem Kontinent zurück. Aber einige Fetzen der Erinnerung treiben auf dem trüben See der Geschichte. Sie behaupten, die ersten intelligenten Wesen auf Mesaron gewesen zu sein – allerdings zählen sie die Shivar nicht zu den kulturschaffenden Spezies sondern sehen eher Tiere in ihnen.
Nichtsdestotrotz haben die Goblins ihre Zeit auf Mesaron nicht genutzt. Keine großen Bauten künden von Macht, keine Straßen schlängeln sich über Gebirge und durch Wüsten, um ein Imperium zusammenzuhalten. Die Krechen’gramm trennten sich einst von ihren Brüdern, die auf Syan lebten und wanderten nach Osten – die Überlieferung besagt, dass es damals eine vollständig begehbare Landbrücke zwischen beiden Kontinenten gab. Auf Mesaron angekommen, legten sie ihre alten Gewohnheiten ab und verbreiteten sich rasch über das ganze Land. Wo sie auf Syan durch Elfen und Menschen in Richtung der großen Berge und ihrer schattigen Hänge gedrängt worden waren, hatten sie nun plötzlich genügend Platz, um sich zu vermehren und um für Nahrung zu sorgen.
So kommt es, dass sie vergaßen, wie man mit der Not umgeht und mit wenigem lange auskommt. Ihr Sinn für den Muerku, der sie anleitete, die Ressourcen zu schonen und mit ihrer Umwelt im Einklang zu leben, als Diener der Natur und nicht als ihre Herrscher, verfiel zusehends. Heute bekennen sich zwar noch alle Krechen’gramm zu diesem Kult, doch nur wenige kennen seine wahren Inhalte. Die Bedeutung des Rotholzes ist vollkommen in Vergessenheit geraten, ebenso einige Rituale, um mit der Natur zu kommunizieren. Kurz und gut: Die Braunpelze verloren ein Stück ihrer Identität.

Heute leben sie in losen Stämmen, die mehr oder weniger durch die Lande ziehen (einige errichten auch primitive Hütten oder wohnen in Höhlen) und immer wieder mit den Herren der entsprechenden Gegend aneinandergeraten. Dabei sind sie selber hervorragende Jäger und ihre Fähigkeit, praktisch Müll zu fressen und diesen noch nutzbringend zu verwerten, macht es ihnen einfacher, zu überleben, ohne die Felder der Menschen oder Thomgoc zu plündern. Auch ihr Geschick dabei, Ratten zu fangen, sie zu häuten und ihr schier unverwüstlicher Magen (vor allem, wenn es um Ratten geht) leisten ihnen gute Dienste.
Dennoch gibt es immer wieder Streit, wenn sich Goblins am Vieh niedergelassener Bauern, an den Herden umherziehender Nomaden oder einfach an Plantagen und Feldern vergreifen müssen. Also gibt es immer dann Ärger, wenn die Goblins ohnehin schon genügend Probleme mit dem Hunger haben. Aus diesem Grunde haben sich einige Sippen entschlossen, zurückzuschlagen, abgelegene Höfe zu plündern, einzelne Reisegruppen zu überfallen und auch anderweitig Exempel zu statuieren. Inwiefern dies die Beziehung zu den Menschen beeinflusst hat, soll im Folgenden dargestellt werden.

Auf der Suche nach einem Gott

Die Schamanen der Stämme – sie werden noch immer ausgebildet und verfügen auch noch über ein gewisses Ansehen – haben einst auf einem großen Treffen am Rande der Wüste im großen Schild festgestellt, was genau den Braunpelzen fehlt. In einer aufwändigen Aktion legten sie sich auf eine Verlautbarung fest, die zu allen Stämmen ihres Volkes getragen werden sollte, um es aufzurütteln und ihm vor Augen zu halten, was genau zum Glück noch fehlt.

„Die Krechen’gramm haben keinen Gott. Alle anderen Völker haben einen Führer, eine mächtige Lichtgestalt, die ihnen lehrt, Gutes von Bösem zu unterscheiden, die ihnen ein Ziel gibt. Wir irren noch immer umher wie Blinde, die nach einem Schatz suchen, der ihnen immer wieder aus den Fingern gleitet. Eine religiöse Macht wäre uns das Auge, das uns den Schatz zeigt und unserem Leben einen Sinn gibt. Wer aber ohne Ziel und Sinn ist, der ist der Zerstörung und Zerstreuung anheim gegeben, die ihn durch dunkle Tore ins Vergessen und Nichts führt. Unsere größte Angst muss sein, dass die Götter und hassen, unsere Hoffnung, dass sie nur vergaßen, einen der ihren zu erwählen, für uns ein Meister zu sein.“
Dies war ein geschickter Schachzug, denn indem sie der religiösen Inhaltslosigkeit des Lebens der Braunpelze die Schuld zuwiesen, waren die Schamanen und Priester selber aus dem Schneider. Sie hatten den Schlüssel zu einer Lösung der Probleme in der Hand und plötzlich achtete man ihre Worte wieder. Noch haben sie nicht beschlossen, wo man nach einem geeigneten Wesen zu suchen hat, doch kann man nur hoffen, dass sie eine weise Wahl treffen – denn in ihrer Verzweiflung sind die Krechen’gramm bereit, praktisch jedem zu folgen, und wenn es der Untergang ist.
Geschrieben am 30.03.2007