Mystic-Legends – Artikel: Ein kurzer geschichtlicher Abriss

Inhalt

Ein kurzer geschichtlicher Abriss

Die Geschichte Ta’Rans ist eines meiner Steckenpferde. Dennoch kann ich manches nicht so gut ausdrücken, wie es einer meiner Lehrmeister tat: Rasmund von Mingol. Er war es, der mich in die Gemeinschaft auf Gha’Nach einführte und mir erklärte, dass die Erhebung für mich ein Segen sei und nicht immer ein Fluch sein müsste. Er war es, der mich lehrte, das Leben wieder zu schätzen. So zolle ich ihm hier nun den nötigen Respekt, indem ich ihn in meinem Lebenswerk zitiere:

- Yarhena von Mingol, Wissende
Die Welt „Ta'Ran“ liegt in Trümmern – einst war ihre Bevölkerung stolz und mächtig, sie bändigten die Elektrizität, schufen metallene Schiffe und Dampfmaschinen. Sie hatten Macht über starke Magie und generierten Artefakte, die heutzutage nicht mehr vorstellbar sind. Die Häuser der Menschen reichten bis an die Wolkenschale und glänzten von Metall und Glas, während ihre Erzfeinde, die Orks, durch Magie und Technik zurückgeschlagen in der Scherbenebene lagen und sich die Wunden leckten. Es hätte so schön sein können. Die Zwerge lebten in großen unterirdischen Städten und konnten ihrer Arbeit nachgehen, ohne über Krieg und Kampf nachzudenken, ohne Angst zu haben, ihre Weiber und Kinder könnten jeden Moment von Goblins oder anderen Unbill zerfleischt werden. Die Gnome arbeiteten und stellten mächtige Zauberdinge und großartige Technik her: Fliegende Schiffe, Wagen ohne Pferde und unheimlich genaue und effiziente Schusswaffen.

Bevor unser Geschichtenerzähler die Historie Ta’Rans weiterhin darlegt, sollte ein wenig topographische Aufklärungsarbeit geleistet werden: Ta'Ran misst etwa 8000 auf 12000 Meilen, ist in mehrere Kontinente aufgeteilt, deren Vorstellung hier allerdings noch nicht Platz haben soll. Nur soviel sei gesagt: Der Norden ist die kalte Region, der Süden die warme. Dominiert wird die Welt derzeit von keiner einzelnen Rasse, viel eher ist es ein verzweigtes Geflecht aus Rassen, die untereinander bestimmte Beziehungen haben und voreinander ständig auf der Hut sein müssen. Im Osten liegt ein großer Kontinent, hier leben Thomgoc, Shivar, Lirzar, Menschen und einige Orks, Goblins und Trolle. Im Nordwesten dieses Kontinents schließt sich ein relativ zentral gelegener Kontinent an, auf dem Elfen, Zwerge, Menschen und Somani ihre Heimat gefunden haben. An ihn schließen sich im Osten noch zwei weitere Kontinente an: Auf dem ersten gibt es Elfen, Zwerge, Orks, Menschen, Goblins und Trolle, auf dem Zweiten selbiges, jedoch haben sich die Elfen von dort zurückgezogen. Südlich dieser beiden Kontinente und in seiner Ost-West-Ausbreitung genauso mächtig wie diese beiden liegt ein weiterer Kontinent, bevölkert von Lirzar, Fingard und Menschen. Wie man sieht, sind die Menschen auf jedem Kontinent vertreten, allerdings müssen sie im Moment viel diplomatisches (und oftmals leider auch kämpferisches) Geschick beweisen, um nicht unter die Räder zu kommen. Doch um das zu erklären, sollten wir uns die Geschichte Ta'Rans weiter anhören. Vorerst nur die Warnung, dass einige der Berichte des Geschichtenerzählers seiner Fantasie entstammen und kein absolut korrektes Bild wiedergeben.

- Yarhena von Mingol, Wissende
Doch die Elfen – die Hüter der Natur, verteilt über Wald, Au, Eis und Steppe, schmiedeten ein Bündnis wider die Technik: Ein paar ultraorthodoxe von ihnen spalteten sich von der Menge ab und verbündeten sich mit den Feinden der Menschheit: Brutale Orks, hinterhältige Goblins, insektoide Shivar und die einst von Ta'Ran verbannten Daimon. Durch einen ewigen Pakt mit den Mächten der Dunkelheit brachten sie erst Leid und Schmerz über ihr eigenes Volk, um dann Leid und Schmerz tausendfach verstärkt über Menschheit und Zwerge regnen zu lassen. Doch auch andere waren unter den Elfen: Sie schlossen einen Pakt mit den Modernen und stiegen in die Lüfte auf. Ihre fliegenden Städte sollten zur Konkurrenz und zur Mahnwache für die Menschen werden, sich nicht an der Natur zu vergreifen, in der die anderen, die naturbelassenen Elfen noch lebten.

Es kam wie es kommen musste: Die Rao’Ka, oder Dunkelelfen, wie sie ihre Brüder nach dem Pakt mit der Finsternis nannten, begingen Attentate und führten einen Kleinkrieg gegen die Menschen, während Orks, Goblins und Shivar ihre Truppen sammelten, um gemeinsam zuzustoßen. Doch die Hohen Elfen, in ihren fliegenden Städten schnell degeneriert und der Menschheit zugeneigt, deckten ihren Hinterhalt auf und vernichteten einen Teil von ihnen. Sofort entbrannte ein gewaltiger Krieg, der mit allen brutalen Mitteln, mit Magie und Technik ausgetragen wurde. Auch wurden die anderen Völker schnell in das Geschehen einbezogen und schließlich standen sich mehrere Heere gegenüber. Heere, von denen ein Teil gar nicht wusste, warum sie eigentlich kämpften.

Die Rao’Ka unterlagen. Während ihren Verbündeten das Rückrat gebrochen wurde, zogen sie sich in die Wälder, Auen und ins Eis zurück und begingen die Untat, die heute noch als Frevel der Rao’Ka bekannt ist. Sie vergriffen sich an ihren Brüdern, opferten das Blut wehrloser Elfen, um die Daimon in ihrer abgelegenen Dimension gnädig zu stimmen und verloren einen Gutteil ihrer Seelen an die Ewigkeit. Ihr Haar färbte sich weiß und ließ sich auch mit Magie und Farbe nicht mehr umändern. Durch den Frevel beschworen öffneten sich mitten auf den Schlachtfeldern wie in den großen Städten der Moderne Portale in die Welt der Daimon. Tausende und Abertausende von ihnen strömten heraus und überrannten die Unvorbereiteten.

Sie töteten ein Drittel von ihnen, den anderen legten sie Ketten an und raubten ihnen ihre Erinnerungen. Besonders auf das Wissen um die Technik – so wollte es ihr Pakt mit den Frevlern – hatten sie es abgesehen. Keiner der Überfallenen wusste mehr, wie er die komplexen Maschinen bedienen sollte, keiner ahnte, dass er einst in der Lage war, solche Dinge herzustellen und niemand dachte daran, dass dieses Ding sogar einst sein Werk war. Die Daimon gingen aber noch weiter: Zahllose Städte wurden verwüstet, Technik oftmals unbrauchbar gemacht, Menschen aus ihrer Heimat in die Wildnis vertrieben. So lagen die einstigen Metropolen brach, die Menschen und Zwerge suchten sich neue Wohnstatt und gründeten neue Siedlungen.

Magisch begabte Menschen nutzen den Augenblick und vereinten sich, gründeten den Orden des allsehenden Auges und verboten allen Menschen (außer denen, die eben magisch begabt waren oder von den Magiern eine Erlaubnis erhielten) mit dem Edikt von Tirgash das Lesen und den Besitz von Büchern – damit verschafften sie sich das wissenschaftliche, magische und technische Monopol. Allein Druiden, Hexen und Schamanen widerstanden diesem Edikt, da sie ihre Magie nicht aus Büchern lernten, sondern sie persönlich von Generation zu Generation weitergaben. Somit kann man sich nun auch erklären, warum Magier einen solchen unbändigen Hass auf ihre Konkurrenten haben, derer sie einfach nicht habhaft werden können.

Die Zeit verging und die einst Modernen gewöhnten sich an den neuen Zustand: Neue Völker formierten sich (die alten waren aus den Gedächtnissen ausgelöscht worden), Reiche entstanden und vergingen und die Vergangenheit geriet in Vergessenheit. Doch die einstigen Feinde der Menschen und Zwerge erstarkten wieder und so gelang es den Orks, viele Stämme zu sammeln und die Menschen an ihren Grenzen zu versklaven und ihre Städte einzunehmen. Viele flohen vor der Walze der Orks, die eine breite Schneise von Sklaverei und Tod hinterließ. Erst am sagenumwobenen Bastionsgebirge konnten sie gestoppt werden, das dort ansässige Volk der Na'Pak nutze die örtlichen Gegebenheiten geschickt aus und verschaffte sich so einen Ruf als stolze und erfahrene Krieger. Das größte derzeitige Reich ist das der Nolthar, deren Macht auf der Seefahrt und dem Handel beruht – auf diese Weise konnten sie einen gewissen Einfluss gewinnen, auch wenn sie sich immer wieder gegen Orks verteidigen mussten.

Die Ayo im Südosten Ta'Rans gerieten in den Einfluss von Galshor, dem düsteren Gott der Toten, legten seine Lehren falsch oder unvollständig aus und erschufen sich selbst eine Terror-Herrschaft der Priester und der Untoten, die sie in gigantischen Nekropolen züchteten. Ein weiteres Menschenvolk sind die Birscham, eine Kultur von begnadeten Reitern, die damit die großen Weiten ihres Reiches südlich des Bastionsgebirges überbrückt. Andere Kulturen sind die Dämonenanbeter im Nordosten, die mit den Daimon paktierten und deshalb einen weitaus höheren technischen Stand behielten als die restlichen Völker, nun aber gegeneinander aufgebracht und untereinander zerstritten sind und somit mit ihrer Macht nichts anfangen können. Da gibt es die Mechanisten und Naturalisten die den Lehren der Hochelfen bzw. der Dunkelelfen folgen und sich ebenfalls bis aufs Blut bekämpfen (die Mechanisten haben eine verfallene Stadt entdeckt und wiederaufgebaut, widersetzten sich dem Edikt von Tirgash und verfügen nun über modernste Technik). Im Osten gibt es ein weites Gebiet, in dem die Menschen noch gar kein Reich und keinen Staat etablieren konnten: Zu stark geschockt (einst waren hier die Hochburgen der Technik) und schon zu degeneriert, kämpfen sie nun gegen Mutationen und natürliche Unbill an, leben in einer eisenzeitlichen Gesellschaft, einige von ihnen sogar noch als Nomaden.

Die Orks haben sich dagegen gut mit der Situation eingefunden: Sie beherrschen nun tausende von Menschensklaven, haben sich teilweise ihrer Kultur und Technik angepasst und warten auf ihren nächsten großen Zug (dass ein Teil von ihnen in den Städten immer menschlicher wird, wollen sie noch immer nicht wahrhaben). Ebenso geht es den Goblins, die von dem Reichtum der Orks profitieren, zwar immer noch Sklavenarbeiten verrichten, aber besser dastehen als die versklavten Glatthäuter.

Auch die zwergische Mentalität scheint der Katastrophe besser getrotzt zu haben als die der Menschen: Sie sind einfach wieder in ihre alten Sitten und Gebräuche zurückgefallen, nur auf einer anderen Entwicklungsebene. Sie stellen immer noch die Handwerker und treuen Arbeiter Ta'Rans dar (und sehen sich so auch am Liebsten dargestellt), schulen aber ihre Söhne und Töchter wieder in den alten Kampftechniken mit Hammer, Axt und Armbrust. Besonders gut sind dabei die schon immer etwas bequemeren Hügelzwerge und Halblinge weggekommen, an denen die Katastrophe fast spurlos vorbeigegangen ist – der Wein und das Bier schmeckt noch immer so wie vorher, man muss sich deshalb also keine Sorgen machen.

Anders die Elfen: Ihre Spaltung hat ihre einst so gutmütige Mentalität bis in die Grundfesten erschüttert und sie immer seltener und weniger erfolgreich werden lassen. Die stärkste Partei unter ihnen sind die Naturelfen, die keinen Krieg führen und nur mit der Natur im Einklang leben wollen – nach der Katastrophe und ihren Folgen (erstarkende Orks und Goblins, Menschen, die in die freie Natur expandieren müssen etc.) eine fatale Einstellung. Die Städte der Hochelfen sind nun abgestürzt, zwar werden sie noch bewohnt, aber über große Macht verfügen die Hochelfen nicht mehr, deren größte Sorge es im Moment ist, ihren augenblicklichen Lebensstil weiterführen zu können. Und die Dunkelelfen? Von den Dunkelelfen fehlt jede Spur, wahrscheinlich haben sie sich in die tiefen Wälder oder den Untergrund zurückgezogen.

Und dann gibt es noch einige Völker, deren Welt von der Katastrophe praktisch nicht berührt worden ist: Die einst so stolzen Trolle leben seit jeher (besser seit dem Untergang ihres Reiches) in kargen Verhältnissen und dienen teilweise unter Orks und Menschen. Die vierarmigen Thomgoc strahlen heller als zuvor, üben mächtige Magie aus und leben in ihrem Reich eingemottet hinter Wachtürmen und Mauern. Die echsischen Lirzar dümpeln in Sümpfen und im Dschungel vor sich hin. Und die Fingard sind sowieso anders – sie streben nicht nach Macht, Magie und Technik. Sie haben ihr Glück im Dschungel, in den ewig grünen Wäldern des Südens bereits gefunden. Auch von den geheimnisvollen Shivar, die man ohnehin nur bemerkt, wenn sie wieder eine Streitmacht aufstellen, um die bekannte Welt zu unterwerfen, hört man in letzter Zeit nur noch selten etwas – die Ruhe vor dem Sturm?

Der augenblickliche Status der Welt Ta'Ran ist praktisch wieder mittelalterlich – durch das Verbot der Forschung stagniert der Fortschritt, die Menschen sitzen ohne moderne Technik wie Dampfmaschinen wieder auf echten Rössern und müssen mit Schwert und Bogen gegen allerlei Feinde kämpfen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Die Stämme im Osten befinden sich in einer früheren Entwicklungsphase, in etwa in der Bronzezeit, während der Kult der Mechanisten schon fast wieder in die Industrialisierung aufgestiegen ist. Doch die verlorene Macht ist nicht vernichtet, sie ruht nur, wartet darauf, dass mutige Abenteurer sie bergen und zum Wohle der Menschheit oder der Zwerge einsetzen. Die einzelnen Rassen Ta'Rans werden noch im Kapitel der Spezies vorgestellt, dort werde ich dann auch erklären, wer Thomgoc, Lirzar, Shivar und Fingard sind und wie man sie sie sich vorstellen muss.

- Yarhena von Mingol, Wissende

Geschrieben am 12.03.2008 und zuletzt am 15.03.2008 verändert