Mystic-Legends – Artikel: Handwerker und Seehändler

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Handwerker und Seehändler

Handwerker

Das Rückrat der Gesellschaft bildet eine sehr breite Schicht: Der Begriff der Handwerker ist sehr weit gefasst und so kommt es, dass auch Bauern und Viehzüchter und manchenorts sogar Tagelöhner unter die Handwerker gezählt werden. Diese Dramin ist nach den Hungernden die zweitbevölkerungsreichste Kaste der Nodoraner und verfügt dadurch auch im Rat über einiges an Einfluss. So hat sie zum Beispiel durchgesetzt, dass die Handwerker die einzigen sind, die neue Städte gründen dürfen – so sichern sie sich, dass die Händler und die Eisernen Männer sich dort ansiedeln, wo es für die Handwerker günstig ist und nicht andersherum.
Das größte Interesse der Handwerker gilt seltenen Metallen und Edelsteinen – wer nicht selber mit solchen Materialien arbeitet, kennt mit Sicherheit jemanden, der daraus wunderbare Stücke herstellen kann. So hortet diese Dramin Schmuck und edle Handwerksmeisterstücke, um sich im eigenen Glanz zu sonnen. Einige Werke werden so teuer gehandelt und sind so heiß begehrt, dass sie den Ruf haben, Mord und Totschlag auszulösen. Man spricht oft von den verfluchten Meisterwerken, denn viele von diesen Objekten sind das Heim von Geistern geworden, die sich in den Edelsteinen oder gediegenen Metallen gefangen haben.
Neben solchen Problemen verläuft das Leben der Handwerker eher geordnet – sie gehen einem festen Tagwerk nach, das ihnen viel abverlangt und wohl zu recht sehen sie sich als das Rückrat der nodoranischen Gesellschaft.

Die Seehändler

Die Händler sind ein sehr geselliges Völkchen, dass sich insbesondere gern mit Angehörigen der anderen Dramin umgibt – andere Händler sind ja bekanntlich mehr Konkurrenz als Kundschaft. Aus diesem Grunde lebt diese Kaste weit verteilt über den gesamten Norden Nodoras und unterhält auch die meisten Beziehungen zu den Szalisaru und anderen Kulturen.
Ihre Erkennungstätowierung tragen sie üblicherweise auf den Schultern, was dazu führt, dass ihre Kleidung dort so geschnitten ist, dass man die oftmals kunstvoll ausgeführten und in wertvollen Farben gestochenen Zeichen deutlich sehen kann. Auch sonst legen die Händler viel Wert auf eine repräsentative und auffällige Kleidung – so werden von ihnen Spitzenstoffe und auch seltene Tuche vor allem aus Mesaron importiert, um mit exotischen Gewandungen für sich zu sprechen. Wohlhabender Händler rühmen sich mitunter, in einem Jahr nicht zweimal das selbe Kleidungsstück zu tragen, während auch die einfacheren Angehörigen dieser Dramin darauf achten, möglichst jeden Tag zumindest ein Detail an sich zu verändern.
Ihre wahre Macht erhalten die Seehändler allerdings durch den zweiten Teil ihrer Dramin: Die Seefahrer. Sie unterscheiden sich von den restlichen noltharischen Seefahrern deutlich – kein Kapitän ist selber Händler, er ist nicht in erster Linie auf Profit bedacht, sondern um sein Schiff gesorgt. Die Schiffe unterscheiden sich nur wenigen von den sonst bei den Nolthar üblichen Wasserfahrzeugen, aber die Besatzung besteht zum größten Teil aus freien Männern, die – und das ist eine Besonderheit für die Nodoraner – allen möglichen Dramin angehören. Sogar Hungernde findet man auf den Schifffen, denn dort verdienen sie genug Geld, um nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familien daheim am Leben zu erhalten.
Die Händler wiederum begleiten ihre Ware nicht immer bei den Fahrten, sind aber dennoch so eng an den Handel mit anderen Völkern gebunden, dass sie sich eng mit den Seefahrern verwoben haben. Ursprünglich zwei getrennte Dramin, haben sie so zueinander gefunden und sich im Rat vereinigt. Mittlerweile können sie untereinander heiraten und Kinder bekommen, sie vertreten ihre gegenseitigen Interessen und genießen das Vertrauen der anderen Seite.
Da sie so verstreut leben, ist es üblich, dass sie sich bei Vergehen der Gerichtsbarkeit der entsprechenden Stadt oder Siedlung unterstellen, während bei Vergehen gegen den Händlerkodex auch ein Kastengericht einberufen werden kann. Den Händlern ist es erlaubt, zum Schutz gegen Überfälle oder wilde Tiere bei ihren Reisen die Dienste der Eisernen Männer in Anspruch zu nehmen. Dafür genießen diese – wenn auch keine Preisnachlässe – zumindest ein Erstkaufsrecht. Im Falle dessen, dass sich zwei Kunden um ein Angebot streiten, bekommt immer der Eiserne Mann den Zuschlag. Aber die meisten Händler wissen sich ihrer Haut auch selbst zu erwehren und so mancher Gildenlose oder Sklave macht Bekanntschaft mit der „Gildenfaust“ genannten Keule der Händler.
Während die anderen Dramin einfache Wohnhäuser bevorzugen, leben die Händler in ihren Kontoren – jede Familie schließt sich dabei zu einem kleinen Unternehmen zusammen, dass ein gemeinsames Geschäft betreibt. Einige kümmern sich um die Einkäufe und die Vertragsbedingungen, andere sitzen im Kontor und betreuen ihre Kunden während weitere versuchen, das Geschäft zu bewerben und stets neue Kundschaft anzulocken. Ebenfalls verbreitet ist die Arbeit Verwalters, der für andere Dramin arbeitet und so sein Geld verdient.

„Wir waren schon seit drei Wochen auf See und unser Ziel war schließlich zum Greifen nah, als die Seuche ausbrach. Schon nach wenigen Stunden erbrach sich die Hälfte der Mannschaft über die Reling, die Segel konnten nicht mehr gerefft werden und auch der Steuermann blickte nur noch glasig über die Ruderlenkung. Als einen der ersten hatte es den Kapitän erwischt – blaugrün verfärbte Haut, schuppige Arme und aschgraues Gesicht. Dann folgten die Offiziere, die gemeinsam in der Messe gespeist hatten. Die Mannschaftsteile, die sich Stücke des verantwortlichen Fleisches beim ebenfalls erkrankten Smutje sichern konnte, waren vorerst die letzten, denen es so übel erging. Wir verloren fast die Hälfte der Betroffenen, darunter auch der Kapitän und der Navigator. Uns blieb nichts anderes übrig, als den nächsten Hafen anzulaufen – und das seid nun einmal ihr gewesen.“

- – Antwort eines verzweifelten Bootsmannes auf die Frage, warum er vom Kurs abgewichen war

Geschrieben am 16.02.2008 und zuletzt am 17.02.2008 verändert