Mystic-Legends – Artikel: Die Dramin

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Die Dramin

Dramin

Wie erklärt man einem Auswärtigen, der in einer relativ homogenen Gesellschaft ohne großartige Grenzen innerhalb der Bevölkerung lebt, eine so komplexe und strukturierte Kultur? Am besten beginnt man bei der Aufteilung in unterschiedliche Dramin. Diese kann man am ehesten als in sich geschlossene Subkulturen verstehen – der Begriff Kastenwesen, der bei der Beschreibung der orkischen Kultur verwendet wurde, scheint hier nicht genau treffend zu sein, denn es gibt keine Kasten-Rangordnung. Eventuell kann man auch auf den Begriff Gilde ausweichen, weil jede Dramin auch mit einer gewissen Vorstellung von einem Berufsstand verbunden ist.
Bei den Nodoraner gibt es sieben solcher Dramin und jede einzelne hat ihre eigene Gesetzgebung. Es herrschen aber einige Grundregeln, die für jede Dramin und seine Angehörigen gilt: Man wird in eine Dramin rein geboren und wird dieser auch sein Leben lang angehören und sie auch seinen Kindern weiter vererben. Eine Heirat zwischen verschiedenen Gilden ist nicht möglich, da diese ja den Wechsel in eine andere Gilde bedeutet. Daraus ergibt sich, dass ein Ausbruch aus einer Gilde genauso wenig möglich ist. In einzelnen Gilden soll es aber Personen geben, die nicht mit ihrer Dramin zu frieden sind. Diese leben dann eher zurückgezogen und allein.

„Wie soll ich dir unser Wesen erklären? Während sich bei euch alles mit allem vermischt und man keine reine Essenz erhält, trennen wir unser Volk, damit die besten Fähigkeiten vereint werden und sich zur Perfektion kristallisieren. Wir verbieten die Durchmischung, damit wir dereinst perfekte Menschen werden. Unsere Dramin züchtet zum Beispiel die besten Krieger, die diese Welt je sah – ihr ganzes Leben wird auf den Kampf und die Verteidigung ihrer Heimat ausgerichtet, und nicht wie bei euch auf alles mögliche, was gerade zur Erhaltung des Lebens nötig scheinen mag.“

- – eiserner Mann zu einem Auswärtigen
Aber welche Dramin gibt es nun eigentlich? Als erstes sind „die Eisernen Männer“ zu nennen, welche die Gilde der Krieger, Söldner aber auch der Bergleute darstellen. Die „Handwerker“ führen wie ihr Name schon sagt sämtliche handwerkliche Berufe aus und werden auch als Baumeister tätig. Weiterhin gibt es noch die „Seehändler“, die innerhalb der Nolthar sowie auch mit anderen Kulturen Handel betreiben, v.a. über den Schifffahrtsweg. Eine wichtige Dramin sind die „Hungernden“, welche sich aus den ehemaligen Gelehrten zusammensetzt. Dann wären da noch die „Liebenden“, eine verbannte Dramin, die heutzutage gar nicht mehr existieren dürfte und sich zum Überleben in die dunkelsten Ecken Nodora zurückgezogen hat. Darüber hinaus existiert noch die Dramin der „Suchenden“, die die Umgebung und weiter entfernte Gebiete des nodoranischen Reiches nach Rohstoffen, Nahrungsmitteln und anderen nützlichen Dingen erkunden sowie die „Gaukler, die für die Unterhaltung der einzelnen Dramin sorgen und die kulturellen Schätze der Nodoraner bewahren.
Bei den hier genannten Dramin handelt es sich um die weit verbreiteten Gilden der Nodoraner, deren Mitglieder mit Ausnahme der „Liebenden“ das Parlament bilden. Natürlich gibt es auch noch kleinere lokale Dramin, die auf Grund ihrer geringen Anzahl und der Ähnlichkeit zu anderen Gilden nicht namentlich erwähnt sollen.
Eine besondere Stellung in der nodoranischen Gesellschaft haben Sklaven und Auswärtige. Hier sieht man schon, welche Wertschätzung letzterer Gruppe zuteil wird. Sie zählen zu keiner der genannten Dramin und sind damit pro Forma rechtlos. Da die meisten Auswärtigen allerdings eine verbündete Macht oder ein heimatliches Heer zur Verfügung haben, werden sie natürlich trotzdem mit verschiedenen Rechten belegt. Sklaverei dagegen ist den Nodoranern nicht nur nicht fremd, sie ist ihnen sogar alltäglich und nicht sonderlich beachtenswert.

Aber wie erkennt man nun, wer in welcher Dramin ist? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens ist das äußere Erscheinungsbild wie unterschiedliche Haarfarben, welche durch Tönungen mit Naturmaterialien erzeugt werden, Frisuren und verschiedene Kleidungsstile ausschlaggebend. Jede Dramin sieht anders aus. Zudem kann man verschiedene Dramin an ihrem Dialekt oder auch am Grußwort erkennen. Einige Dramin haben sich für verschiedenste Ereignisse im Leben eines Nodoraners unterschiedliche Bräuche oder Riten ausgedacht.
Das zweite wichtige, aber oft kaum sichtbare Erkennungsmerkmal ist die auf dem Rücken befindliche Tätowierung der männlichen Angehörigen dieser Kultur. Von den meisten Dramin werden hierfür Schulter- oder Beckengürtel bevorzugt. Bei den Eisernen Männern sind solche Hautbilder eher im Lendenbereich unter den Rippen zu finden.

Das Parlament

Auch wenn es bei den einzelnen Dramin der Nodoraner keine Einigkeit über eine gemeinsame Gesetzgebung gibt, so sind sie sich doch einig, dass nur alle Dramin gemeinsam über die Außenpolitik entscheiden können. Aus diesem Grund heraus hat sich schon in der Zeit vor der Katastrophe „Das Parlament“ gebildet, welches also für die Interaktion der Nodoraner mit anderen Kulturen sowie für Verhandlungen und Verträge zwischen den einzelnen Dramin zuständig ist.
Es besteht aus Abgesandten der einzelnen Dramin – jeweils werden 40 Abgeordnete entsandt, sodass insgesamt 240 Frauen und Männer das Parlament bilden. Bei diesen Personen handelt es sich zumeist um das zweite Kind – egal ob Junge oder Mädchen – einer angesehenen Familie, welches für sieben Jahre zu diesem Dienst geschickt wird. Die „Wahlen“ laufen mitunter sehr kompliziert ab: Im Hinterstübchen laufen Verhandlungen und Geschäfte, bei denen der zukünftige Abgeordnete ausgeklüngelt wird. Einen echten demokratischen Hintergrund kann man keinesfalls unterstellen.
Neuerdings besteht innerhalb dieser Institution auch ein gewisser Konflikt: Nationalstaatsbestrebungen auf der einen Seite treffen auf den Willen, die Autonomie der Dramin zu erhalten. Noch gab es keine ernsthaften Auseinandersetzungen, aber die Partei, welche vehement mehr Rechte und Macht für das Parlament fordert, um eine stabile Regierung einzusetzen, scheint nicht gewillt zu sein, so schnell aufzugeben.
Einen großen Konflikt hat das Parlament bereits schon mehr oder weniger erfolgreich bewältigt: Vor einigen Jahrzehnten waren die Mitglieder der Dramin der Liebenden der Meinung, dass ihr Prinzip der freien Liebe – dazu später mehr – das einzigste sei, was zählt.
Geschrieben am 16.02.2008 und zuletzt am 17.02.2008 verändert