Mystic-Legends – Artikel: Landschaften

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Landschaften

Die Entdeckung Nodoras erfolgte durch den noltharischen Helden Glundarek, der sich mit primitiven Mitteln begleitet von Trägern und einer Handvoll Kriegern bis weit in die südlichen Dschungel vorwagte. Diese Entdeckungsfahrt ist einst als Glundareks große Reise in die Geschichte eingegangen. Auch wenn sich heute kaum noch jemand an diese Ereignisse erinnert, so sind doch etliche Zeichen seiner Reisen übriggeblieben, die noch heute die Phantasie der Nodoraner beflügeln.
Er betrat den neuen Kontinent an der Stelle, an der sich heute die Stadt Muinom befindet und reist weit in den Süden, bis zu den Waldzinnen. Was genau er sich dort erhoffte ist unklar, aber man ging lange Zeit davon aus, dass er von anderen Kulturen erfuhr, dass sich dort lohnende Schätze befanden – welcher Art auch immer sie gewesen sein mögen. Die immergrüne Steppenlandschaft, die er dabei durchquerte, mit ihren ausgedehnten Waldregionen und der großteils fast tischflachen Regionen ist heute noch als Glundareks große Ebene bekannt.
Er folgte schließlich den Hängen des Gebirges weit nach Westen, durchquerte die lebensfeindliche Fenynaer mit ihren giftigen Quellen und gewaltigen Fleischfressern und verlor dabei die Hälfte seiner Mannschaft. Beim heutigen Sillimiar schließlich überquerte er die Kalksteinfelsen, die heute als Glundareks Wall bekannt sind. In den von Stürmen und hintertückischen Regenfällen geprägten Bergen sterben noch heute etliche Abenteurer, weil sie unterschätzen, wie seifig-glatt das Gestein wird, wenn der Regen auf es einpeitscht. Schon so mancher wurde ein Opfer der Berge, weil eine Überquerung die Schätze der Lirzar verspricht – reich heimkommen, wie einst Glundarek, das lockt noch heute viele Wagemutige an. Viele von ihnen fallen dem Fluch der Berge zurück und im Sturm, so sagt man, heulen die Stimmen derer, die die Überquerung nicht schafften.
Glundarek jedenfalls schaffte es und fand sich in den Sümpfen wieder, die heute seinen Namen tragen. Dort erkrankte er schwer und wurde von fremdartigen Wesen gepflegt, die er in seinen Fieberträumen als blaue Engel beschrieb, die auf dem Wasser schweben und auf dem Land fliegen. Nach wochenlangem Wahn erholte er sich schließlich – er war von den Fremden meilenweit getragen worden und hatte, ohne es zu wissen, den Sumpf durchquert. In den Ausläufern eines kleinen Kalkmassivs erholte er sich schließlich und richtete sich, gänzlich allein gelassen, eine kleine Hütte ein. Heute kennt man dieses Gebirgsplateau als Glundareks Buckel, weil er mit steilen Wänden mitten aus dem Dschungel und Sumpf aufragt, kaum zu erklimmern sind sie glatten Wände.
Glundarek machte sich schon darauf gefasst, den Rest seines Lebens dort zu verbringen, da fanden ihn die Jäger eines Lirzar-Stammes und brachten ihn zu ihrem Dorf. Er lernte schnell ihre Sprache und fragte, ob sie es waren, die ihn pflegten – was diese aber verneinten. Lange hielt er es nicht aus, er entfernte sich schließlich, von zahllosen Lirzar begleitet und machte sich auf, die sagenumwobene Hauptstadt Szilsar zu besuchen, in der der Goldkaiser der Echsen residieren sollte. Bei seinen Reisen durch den Dschungel lernte er vieles von seinen Führern und machte sich auch selbst nützlich, indem er ihnen einige Geheimnisse der Metallverarbeitung aufzeigte – sie selbst kannten nur Stein, Knochen und Leder als Werkstoffe.
Beim Anblick der ersten von Lirzar errichteten Straße geriet Glundarek außer sich. Botenläufer und hölzerne Karren, so beschrieb er später seine ersten Eindrücke. Doch nach einiger Zeit bemerkte er einigen Argwohn – er wurde schließlich von bewaffneten Kämpfern ergriffen und in Ketten vor den Thron des Kaisers geschleift. Dieser befand sich gerade im Krieg mit wilden Stämmen seiner Spezies und warf den Forscher kurzerhand wieder aus seinem Land. Auf dem Rückweg bemerkte Glundarek einige Auswirkungen der Kämpfe und mehrmals überquerte er die blutgetränkten Schlachtfelder. Ihm verdankt man jedoch noch heute den Eindruck, wie mächtig und gewaltig das Lirzar-Reich doch damals war.
Später kehrte er wieder heim und berichtete den nodoranischen Siedlern von seinen Entdeckungen. Mit seiner Hilfe konnten Quellen und günstige Siedlungsplätze gefunden, Felder angelegt und ein Reich gegründet werden.
Doch Nodora umfasst noch weit mehr Land, als es Glundarek sah. Im Osten schließen sich an die Echsensümpfe weite Ebenen und Monsunsteppen an, schließlich folgen die ausgedehnten Fließsümpfe, in denen sich keine Zivilisation lange halten kann, weil das Errichten von Siedlungen nur auf Pfahlbauten möglich ist. Nördlich von den Waldzinnen, einem riesigen Kalk- und Sandstein-Gebirgszug, begrenzt, wäre eine Besiedlung zumindest durch Menschen ohnehin kaum möglich. Die Regenzeit ist legendär – an keinem anderen Ort fallen derartige Wassermassen aus dem Himmel und es wundert wohl niemanden, wenn man anmerkt, dass die Sümpfe das halbe Jahr über komplett überschwemmt sind und sich in reißende Ströme verwandeln.
Durch das Mimplem-Massiv und die Ausläufer der Waldzinnen von restlichen Kontinent erstreckt sich im Osten eine gigantische Dschungelregion, die bisher zum größten Teil unerforscht ist. Was sich dort für Kulturen und Monster verbergen mögen, können auch die erfahrensten Abenteurer nur träumen. Nur im Norden, in den Synen-Sümpfen, haben sich einige Ayo angesiedelt, die aber keine großen Städte errichten konnten, so lebensfeindlich ist der Dschungel des Ostens.
Schließlich liegt ganz im Osten, hinter den Festungsbergen, eine eher unwirkliche Region. Hier sagt man, haben die Daimon ein großes Nest errichtet und das Land vergiftet. Tiere und Pflanzen sind aggressiv, der Boden ist faulig und allenorten steigen stinkende Gase aus den elenden Sümpfen. Dies ist eine Gegend, in der sich die Ayo besonders wohl zu fühlen scheinen, hier feiern sie ihre blutigsten Opferfeste und hier gründeten sie ein großes Reich. Der Isibaddschungel gilt als verflucht, denn in ihm wohnen Geister, die rasch von der Seele der Menschen Besitz ergreifen und sie dem Wahnsinn ausliefern – wie es angeblich bei den Ayo geschehen ist. Doch Tariabad ist noch schrecklicher. Die gesamte Landschaft ist geprägt von versteinerten Baumstümpfen, die einst ein Sturm hinterließ, der durch den Dschungel tobte.
Geschrieben am 19.02.2008