Mystic-Legends – Artikel: Weitere Einblicke

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Weitere Einblicke

Ernährung

Zentrales Mittel der Ernährung ist das Farfok, dessen Anbau wohl die größten mit kultivierten Pflanzen besäten Flächen in Beschlag nimmt. Wegen seines günstigen Nährwertes und des relativ einfachen Anbaus – der größte Aufwand wird in trockeneren Gegenden durch die notwendige Bewässerung verursacht – hat sich diese Pflanze in allen noltharischen Küchen verbreitet. So kommt es, dass zu praktisch jeder Mahlzeit auch die sättigenden Fladen oder Brote aus dem Mark der vielseitigen Pflanze gereicht werden. Auch bekannt sind Fleischgerichte im Farfokmantel und mit gewürztem Farfokmark gefüllte Braten.
Erstaunlicherweise verschmähen die Nolthar sämtliche Nahrungsmittel, die dem Meer entstammen – seien es nun Fische, essbare Algen oder sonstige Meeresfrüchte. Mittlerweile ist ihnen diese Abneigung derartig in Fleisch und Blut übergegangen, dass den noltharischen Kindern beigebracht wird, dass das Essen aus dem Meer ungesund wäre und der Haut schade – tatsächlich kursieren nicht nur Gerüchte, sondern komplett ausgeschmückte Geschichten darum, dass die Haut der Nolthar vom Genuss von Nahrung aus dem Meer schuppig wird und schließlich von einer stinkenden Salzkruste überzogen abfällt um das langsam dahinfaulende Fleisch zu offenbaren.
Gewürze werden von dem handelsbegeisterten Volk sehr großzügig eingesetzt, aber niemals wild kombiniert. Außerdem gibt es einige wichtige Speisen, in welche nur lokale oder genau festgelegte Mengen an Gewürzen gelangen dürfen. Diese schmecken im Vergleich zum Rest einer notlharischen Mahlzeit mitunter regelrecht fad und langweilig, sollen aber nach Meinung dieser Kultur dazu dienen, den Geschmack für das Besondere zu bewahren.
Fleisch ist ebenfalls ein erstaunlich wichtiger Teil des Speisenkanons der Nolthar: Neben verschiedensten Formen von Braten und Schnitzeln werden auch feurige Gulaschs bereitet, die mitunter die ganze Nacht kochen müssen, um das Fleisch optimal zart zu bekommen. Bei diesen Eintöpfen erfolgt dann ein derartig inflationärer Gebrauch vor allem scharfer Würze, dass es Fremden schnell das Wasser in die Augen und die Speise aus dem Mund treibt – wer daher seine noltharischen Gastgeber begeistern möchte, sollte vom „milden Gulasch im Farfokteller“ trotz der Schmerzen, die an drittgradige Verbrennungen gemahnen, möglichst viel herabwürgen.
Getränke spielen ebenfalls eine wichtige Rolle: Zu allen Mahlzeiten wird verdünnter Wein oder seltener sogar das von den Dunhag importierte Bier getrunken. Dies hat vermutlich zur Ursache, dass beide Getränke relativ arm an Keimen sind und so in Zeiten verseuchten oder gar magisch aktiven Wassers ungefährlicher sind als eben jenes. Die Nolthar ob dieser Eigenart allerdings für trinkfest oder gar versoffen zu halten, ist ein Fehler, den man als Gast lieber nicht begehen sollte: Etwas Stärkeres als ein unverdünnter leichter Wein wird kaum einmal ihre Kehle benetzen, gelten doch schärfere Getränke als barbarisch.

Tracht

Es gibt eine weitestgehende einheitliche Tracht bei den Nolthar, die sich auch auf den verschiedenen Kontinenten durchgesetzt hat. So kleiden sich die Metropolisten vor allem in helle Stoffe mit Zierrändern und aufgestickten Mustern, die Sipper bevorzugen derbes Material mit eher dunklen oder naturbelassenen Tönen ohne großen Schmuck und die Seefahrer kleiden sich gerne in leichte Tuche verschiedenster Farbe, die in der Sonne schnell wieder trocknen können.
Dabei sind eng geschnürte Tuniken und Togen die verbreitetsten Kleider – bei den Seefahrern haben sich dagegen einfache Hosen und Hemden durchgesetzt. Je weiter man nach Norden oder auf das Land vordringt, desto öfter begegnet man auch an den Beinen seitlich geschnürten Hosen oder an den Armen geschnürten Hemden, unter welchen dicke wollene Unterkleider getragen werden.
Reiche Nolthar benutzen selbstverständlich nur die teuersten und edelsten Stoffe – insbesondere nodoranische Seide und feinste Wolle von Pak’Sha erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Gold und Silber wird in aufwändiger Handarbeit zu feinen Fäden verarbeitet, die in die Kleidung eingestickt werden, auch Pelze, Perlmutt oder Arm- und Beinreifen sind weit verbreitet. Normalerweise tragen wohlhabende Bürger die Farbe ihrer Hanse, dazu werden einfache Symbole ihres Arbeitsbereiches – denn es gibt zum Beispiel auch durchaus gut betuchte Handwerker – aufgenäht.
Schuhwerk stellt für die Nolthar eine Besonderheit dar – ihre Eigenheit, ständig barfuß zu laufen, trug ihnen bei den Ayo zum Beispiel den Spottnamen „Schlangenopfer“ ein, auch die Na’Pak oder Hagisch, die dieser Sitte ansichtig wurden, können nur darüber lächeln. Auf den Schiffen haben sich übrigens auch nie Schuhe durchgesetzt – offenbar glauben die Nolthar, sie würden im Notfall beim Schwimmen behindern.


In der Hand der Hansen

Sprich mit den Nolthar nie über Geschäfte – es sei denn, du hast vor, eines abzuschließen. Genau diesen Leitsatz sollte sich jeder einprägen, der mit dieser Kultur mehr als nur oberflächlich zu tun haben wird. Sollte ein Händler einmal Interesse an einem Gegenstand oder einem Lebewesen (auch Menschen gelten ihnen als simple Ware, die man besitzen und gar verkaufen oder verschenken kann) gefunden haben, wird er alles erdenklich tun und alles erdenkliche bieten, um diesen in seinen Besitz zu bekommen. Diese noltharische Handelsgier ist beinahe schon sprichwörtlich und trieb so manchen Partner in den Wahnsinn – denn wie soll man in einer eigentlich fremden Sprache erklären, dass man die Nachbarstochter gar nicht verkaufen darf?
Glücklicherweise erhalten nicht alle Nolthar die Genehmigung, mit Fremden einen Handel abzuschließen. Dieses Recht wird allgemein nur den Vertretern einer Handelsgilde – oder Hanse, wie es bei ihnen heißt – eingeräumt. Wer sich nicht daran hält und versucht, ohne die Insignien einer Hanse zu führen, mit anderen Kulturen ins Geschäft zu kommen, gilt in den meisten Fällen als vogelfrei und darf gejagt und versklavt oder gar getötet werden. Diese Hansen sind auch innerhalb der noltharischen Gesellschaft ein enormer Machtfaktor, verfügen sie doch über eigene Flotten, eigene Armeen und im Extremfall über ganze eigene Handelsstädte und –häfen, von denen aus sie operieren. Die besonders mächtigen Vertreter dieser Einrichtungen sollen allerdings erst später vorgestellt werden.
Organisiert sind die Hansen in der Regel vertikal: Ein Vorsteher oder Gildenmeister ist gleichzeitig der Inhaber des gesamten Wohlstandes und aller Mittel der Einrichtung. Es ist allerdings üblich, all jenen, die sich mit Schiffen, Personal oder Sklaven an einer Hanse beteiligen wollen, eine Stufe unter dem Gildenmeister einzuordnen und ihre Teilhabe anzuerkennen – ihnen steht dann ein genau festgelegter Anteil dessen zu, was die Hanse mit Hilfe der von ihnen besessenen Mittel erwirtschaften konnte. Es gibt kein Mitbestimmungsrecht für die Angestellten oder gar Sklaven einer solchen Handelsgilde – alle Befehle des Gildenmeisters werden über Verwalter oder Beauftragte (und bereits das ist ein Titel, der in Zusammenhang mit einer besonders mächtigen Hanse einiges an Ansehen mit sich bringt) an die entsprechenden Positionen verbracht. Mitunter stattet der Besitzer der Einrichtung seine Verwalter auch mit gewissen autonomen Rechten aus, allerdings müssen sie sich dann in der Regel auch mit einem Teil ihres persönlichen Vermögens für eventuell entstehende Schäden verbürgen.
Die privaten Armeen der Hansen sind genauso genommen sogar die einzigen bewaffneten Truppen der Nolthar, denn die Gardisten der Metropolen unterstehen in der Regel zwar einem Rat oder einem Magistrat, doch kaufen sich diese Regierungsinstitutionen ihre Leute auch von den Hansen, die üblicherweise sogar Bewaffnung und Ausbildung stellen. So kommt es natürlich zu einer nicht zu unterschätzenden Macht, der sich bereits so manche Stadt gern entziehen würde. Doch wer es – wie es einst Calomer getan hat – wagen sollte, sich von der militärischen Unterstützung der Hansen loszusagen, muss damit rechnen, dass er in Zukunft höhere Preise zahlen muss – sofern er überhaupt noch von den Schiffen und Karawanen der betreffenden Handelsgilde angesteuert wird.
Geschrieben am 15.04.2007 und zuletzt am 28.04.2007 verändert