Mystic-Legends – Artikel: Gefahren auf dem Lande

Inhalt

Gefahren auf dem Lande

Mögen die Götter gepriesen sein – ich wurde noch nie Opfer eines allzugroßen Unglückes, das jeden Reisenden ereilen kann. Besonders auf unserem Kontinent lebt man sehr gefährlich, wenn man sich von den ohnehin schon gefährlichen Städten zu weit entfernt.
Nur in den befestigten und mit Wachmannschaften ausgestatteten Siedlungen kann man sich wirklich sicher fühlen, denn auf den normalen Wegen, die durch die Lande führen, wird man fast ausnahmslos Zeuge bösartiger Überfälle. Beginnen wir bei dem wohl grässlichsten Geschick, das einem Reisenden (oder aber auch einem ubefestigten Dorf) zustoßen kann: Oger oder, wie auf Dalatur leider ganz besonders häufig, Groars, eine kleinere Abart des Ogers, der angeblich durch Vermengung der Scheusale mit menschlichem Blut zustandekam. Sie richten sich entlang häufig befahrener Handelsstraßen ein oder verstecken sich in Berghängen und kleinen Wäldern, um ohne Vorwarnung schreien, kreischend und nach Blut lechzend auf ihre Opfer zuzustürzen. Dabei sind sie nicht auf Gold oder Waffen aus, wie viele andere Räuber der Gegend, sondern wollen sich einfach dem Wanst mit frischem Menschenfleich vollschlagen. Überhaupt scheinen Orks und Zwerge fast immun gegen die Attacken der Monstren, da sie offenbar keinen Gefallen an deren Fleisch finden können. Umso häufiger trifft es Menschen, die auch mitunter aus ihren Hütten verschleppt und in den Domänen der Oger oder Groars gefressen werden. Viele schreckliche Geschichten warnen schon die Kinder vor den Gefahren, die einem drohen, wenn man zu viel reist oder sich einfach aus der sicheren Umgebung herauswagt. Heutzutage werden oftmals Söldner extra dafür bezahlt, eine Ogerhöhle auszuräuchern, was nie ohne herbe Verluste von statten geht und deshalb auch gute Bezahlung verspricht. Ich habe auch Gerüchte gehört, die davon sprechen, dass bei dem Erscheinen der Oger dei Daimon kröftig ihre Hände im Spiel gehabt hätten, doch zeugen einige Kriegsberichte und auch Geschichten der Orks davon, dass sie ursprünglich die Oger zu Kampfzwecken gezüchtet und dann wegen ihres hohen Unterhaltes (vor allem brauchen sie schiere Unmassen Fleisch) zum Teil ausgewildert haben. Denoch kann man sich vor diesen Wesen mit viel Klugheit und Umsicht schützen, denn erstens sind sie keine guten Jäger oder Fährtensucher und zweitens sind sie nicht sonderlich schnell auf den Beinen.
Ein weiteres Problem, das keinesfalls unterschätzt werden sollte, sind die Altlasten unserer Vorfahren: In den Ruinen der vernichteten Städte, in den unterirdischen Bauten, auf denen wir unsere Städte errichtet haben und in dunklen Kavernen auf dem Meeresgrund hausen Untote und Daimon. Sie warten nur darauf, eine arme Seele, die unwissend vorbeikommt, in ihre Finger zu bekommen. Gefährlicher sind freilich die Übergriffe, bei denen sie Orks, Zwerge oder Menschen zum Bösen verführen – einen Pakt mit den Daimon schließt man schneller als man denkt und später tut man Dinge, die man nie für möglich gehalten hätte. Doch reicht es oftmals schon aus, einen wütenden Daimon anzutreffen, der nichts lieber tut, als einem das Fleisch in kleinen Stücken von den noch lebenden und bibbernden Knochen zu reißen. Ähnlich geht es mit den lebenden Toten zu, die sich in letzter Zeit noch viel mehr als die Daimon z ueiner echten Plage für manche Landstriche entwickelt haben. Vor allem in abgelegenen Gegenden, in denen sie ungestört ihr Werk verrichten können, verschwinden immer wieder Leute oder sogar Leichen aus frischen Gräbern, die dann der untoten Armee hinzugefügt werden. In sumpfigen Regionen überdauern sie des Tags in Sumpflöchern oder im Schutze irgendwelcher Höhlen, um dann des Nachts gemeinsam mit Irrlichtern und "Dingen aus dem Sumpf" über lagernde Reisende herzufallen. Nur zu oft geschah es auch, dass unwissende eine alte Grabstätte öffneten, die mit einem Schutzzauber belegt war, wie früher oftmals üblich. Legenden um lebende Tote, die als Wache für ein geheimes Sanktuarium oder eine alte ruft belebt wurden, hört man schließlich immer wieder. Leider sind sie nicht nur Legende, wie man immer wieder hört. Es scheint eine durchaus verbreitete Praktik bei Elfen und Zwergen gewesen zu sein, zum Schutz eines Grabes die Leiche mit einem "speziellen" Zauber zu versehen.
"Natürliche" Gefahren gitb es natürlich auch zahlreiche – Ratten und Raubtiere allen voran, danach natürlich auch wilde Elfen oder marodierende Orks, die ich nicht wirklich zu "menschlichen" Gefahrenquellen zählen möchte. Schon oft haben sich einige Gegenden einen üblen Ruf erworben, indem dort Reisende erst scheinbar sinnlos verschwanden – bis man bemerkte, dass sich dort früher ein elfisches Heiligtum verborgen hielt.
Kommen wir zu der wahrscheinlich häufigsten Gefahr: Menschen. Der Mensch ist dem Menschen das schlimmste Tier, der gierigste Daimon und der hinterhältigste Jäger. Doch oftmals wird er von viel einfacheren Motiven getrieben als Hass oder Streit. Immer wieder kam es nach und während dem Krieg zu Hungersnöten: Ein guter Grund für ein Dorf, all jene, die stark genug sind, eine Waffe zu halten, mit etwas waffenartigem auszustatten und dann "auf die Jagd" zu gehen. Oftmals werden Reisende überfallen, in extremen Fällen aber auch andere Siedlungen. Nicht immer wird nur Nahrung oder Wertvolles gestohlen. Immer häufiger kommt es zu Kanibalismus. Ich selber blieb zwar von der zuerst genannten Unbill wie Oger, Daimon und Untoten verschont, doch wurd eich mehrmals Zeuge eines Bauernüberfalls. Wie verhält man sich angesichts einer Rotte von fünfzig in Lumpen gehüllten, mit Knüppeln, Ackergeräten und verrosteten Waffen ausgestatteten Elendsfiguren, die "freundlich" um etwas zu essen bitten? Einmal wurde ich Zeuge eines Gemetzels, nach dem die Alten und Schwachen, die sich zuerst im Wald versteckt hatten, die Toten einsammelten. Nicht einfach nur, um sie zu beerdigen, wie ich mit schauern feststellen musste. Noch im Straßenstaub entbrannte ein Streit über die besten Körperteile, die nahrhafteste Leiche, sodass wir uns ekelgeschüttelt entfernten. Einmal überreichten wir dem Anführer des Trupps einen großen Teil unserer Vorräte, woraufhin er befriedigt von Dannen zog. Was taten wir damals? Haben wir ihn in seinem Tun bestärkt und zu einer noch größeren Gefahr gemacht? Oder taten wir wirklich einfach das richtige, indem wir seine Not stillten und ohne Gewalt eine Lösung fanden?
Mindestens ebenso gefährlich wie die "Meuten" der ödnis sind die alten Söldnertrupps. In ihrem Leben haben sie nichts besseres gelernt als ewige Gewalt und demonstrieren uns nun, wie gut diese Gewalt funktioniert. Nachdem die alten Heere auseinanderbrachen, zogen nicht nur die Orks weiterhin plündernd und mordend durch die Gegend, einige Söldnerhaufen merkten, dass sie mit ihrer überlegenen Bewaffnung und Ausbildung in der Lage sind, sich Nahrung und Wertsachen auf eine "leichtere" Art verdienen konnten als mit ehrlicher Arbeit. So entstanden zahlreiche Banden, die noch immer durch Dalatur ziehen und ihre Umgebung terrorisieren. Andere rivalisierende Banden werden respektiert, doch sie selber wissen, dass sie nichts zu verlieren haben – wenn ihnen Gardisten oder von ängstlichen Dorfbewohnern angeheurte Söldner gegenüberstehen, beweisen sie eine kaltblütigkeit und iene Todesverachtung, die sie schon in vielen Gegegenden zur Legende hat werden lassen. Fürchtet alte Krieger mehr als junge. Ihr Arm mag weniger stark sein, doch ihr Geist ist scharf und in ihrem Herzen brennt eine Glut, die nur durch das Feuer der Gewalt gestillt werden kann, um wenige Tage später umso heftiger erneut zu glühen.
- Skyrschatten,
ehemaliger Laienangehöriger des DAA
Geschrieben am 09.03.2006