Mystic-Legends – Artikel: Die osrathische Gesellschaftsstruktur

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Die osrathische Gesellschaftsstruktur

Und ich sage dir – wenn du es schaffst, bei der Truppe aufgenommen zu werden, regnen die Privilegien nur so auf dich herab! Du bist dann kein einfacher Arbeiter mehr, sondern wirklich etwas besseres! Natürlich musst du es dir verdienen und ich denke, ich habe da auch schon eine Idee, wie du Zugang zu dieser Truppe erhalten kannst!
– Gespräch "unter vier Augen"
Obwohl in Osrath Güterknappheit herrscht – eine der besten Grundlagen, um ein materialistisches System aufzubauen – haben die Osrathi bereits seit Jahrzehnten kein Geld oder ähnliche Äquivalente mehr im Gebrauch. Die meisten Güter, die man zum täglichen Leben benötigt, erhält man rationsweise zugeteilt oder bekommt sie auf einen speziellen förmlichen Antrag hin. Nahrungsmittel, Kleidung und Unterkunft sind zwar immer noch ein wichtiges Mittel, den sozialen Standpunkt auszumachen, allerdings kann man sie nicht mehr mit Geld kaufen, sondern erhält sie meist durch Beziehungen und Privilegien.
Beziehungen zu "wichtigen Personen" in Schlüsselstellungen ermöglichen einem ein oftmals unbeschwerteres Leben. Wer zum Beispiel eine nette Dame bei der Nahrungsverteilung für sich gewinnen konnte, erhält eventuell extra Rationen oder sogar spezielle Nahrungsmittel, die sonst nur an privilegierte Personen herausgegeben werden. Auch die Chance, Handwerker oder Dienstleister zu engagieren, steigt deutlich, wenn man einige wichtige Personen der entsprechenden Branche kennt. Natürlich gibt es auch dunkle Kanäle, die einen schwarzmarktartigen Handel mit speziellen Gütern organisiert haben und einem die richtigen Leute vorstellen, wenn man ihnen bestimmte Dinge besorgt. So erfolgt im Untergrund und hinter geschlossener Tür ein reger Handel und Austausch von Waren, der allerdings absolut vom Geld entkoppelt ist. Der Wert einer Ware wird immer daran gemessen, was der "Kunde" zu geben bereit ist – seltener wird er anhand der Nachfrage bestimmt.

Privilegien verdient man sich durch seine gesellschaftliche Stellung und insbesondere durch Erledigen bestimmter Pflichten und Arbeiten. Auch Leute, die einfachen Tätigkeiten nachgehen, können sich einige Vorzüge erwerben, wenn sie z.B. immer zur vollen Zufriedenheit arbeiten oder besondere Leistungen erbringen, die nicht von ihnen verlangt wurden. Echte und vor allem dauerhafte Privilegien erhält man allerdings nur, indem man sich in der Hierarchie seiner Arbeit langsam nach oben tastet und seine Qualifikationen immer weiter ausbaut. Aus diesem Grunde gibt es eine ganze Reihe von Abendschulen und Lehrmeistern, die den Osrathi dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu erweitern, um immer komplexere und verantwortungsvollere Aufgaben zu übernehmen.

Die sozialen Schichten der Stadt sind komplex und engmaschig miteinander verwoben. Dennoch kann man ein paar ungefähre Stufen ableiten. Ganz unten in der Hierarchie stehen die einfachen Arbeiter in Manufakturen oder Fließbandfabriken – es gibt eine ganze Menge von ihnen. Sie gehören allen Altersschichten an und sind deswegen in dieser Klasse, weil sie entweder zu wenig Erfahrung haben, um schwierigere Arbeiten zu leisten oder aber weil sie sich schlicht über Jahre hinweg nicht weiterentwickelt haben. Diejenigen, die schwere körperliche Arbeit verrichten können, stehen schon eine Stufe weiter oben – je nachdem, wie anstrengend und/oder gefährlich ihre Aufgaben sind, können sie bereits recht viele Privilegien erhalten. Parallel dazu existieren natürlich viele Berufe im Bereich der Dienstleistung oder des einfacheren Handwerks. Die Verantwortung ist nicht sonderlich groß, aber man benötigt eine fundierte Ausbildung, um diesen Job zu verrichten, also erhalten die meisten von ihnen eine etwas besser gelegene oder größere Wohnung und oftmals auch qualitativ hochwertigere Nahrungsmittel. Verwaltungsaufgaben und sicherheitsdienstliche Leistungen stellen schon eine recht gehobene Klasse dar – neben einer oftmals fordernden Ausbildung sind die Beamten und Soldaten für viele andere Menschen mit verantwortlich und erhalten so viele kleine Extras, die sie aus der Menge herausheben und ihnen das Leben versüßen. Die letzte Stufe stellt Magier, Priesterschaft, Mechanisten und Ratsmitglieder zusammen – ihnen wird kaum ein Privileg verwehrt, ihre Wohnungen haben die besten Lagen, sind gut abgesichert und ihre Versorgung ist nahezu optimal.

Wenn man sich diese Struktur vor Augen führt, muss man zwangsweise denken, dass die Klassen doch recht in sich abgeschlossen sind und es kaum möglich ist, seinem Ursprung zu entkommen – doch dies stimmt nicht. Es gibt viele Geschichten von einfachen Arbeiterkindern, die bei der Sicherheit große Karrieren gemacht haben, ebenso wie viele Kinder von Ratsmitgliedern sich mit einfacheren Arbeiten begnügen, weil sie erkennen, wieviel Stress die Aufgaben ihrer Eltern mit sich bringen. So gesehen haben die jugendlichen Osrathi gute Perspektiven – es hängt von ihrer Willensstärke und ihrer Leistungsfähigkeit ab, in welcher gesellschaftlichen Schicht sie sich schließlich wiederfinden und nicht wenige sind hochmotiviert, sich ganz an die Spitze zu arbeiten.
Geschrieben am 30.09.2007 und zuletzt am 09.11.2007 verändert