Mystic-Legends – Artikel: Besondere Orte: Turm der Leiber und rote Akademie

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Besondere Orte: Turm der Leiber und rote Akademie

Turm der Leiber

Wir übergeben deine sterbliche Hülle dem Turm der Leiber, auf dass Krankheit und Tod der Stadt fernbleiben. Deine Seele aber nehmen wir in uns auf – in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen. Du wirst durch unsere Gemeinschaft unsterblich, während dein Leib zerfällt und zu dem wird, aus was er gemacht ward.
– rituelle Formel während einer Beerdigung
Der Turm der Leiber ist deutlich älter als die anderen Gebäude der Stadt. Nicht besonders hoch, dafür aber von einem gewaltigen Durchmesser bietet er den Toten Osraths eine letzte Ruhestätte. Seine schweren Bronzetüren sind ständig verschlossen, um das Ausbreiten von Krankheiten oder schlechter Luft zu vermeiden. Höchstens während der Aufbahrungszeremonien erhalten lebende Bürger Zutritt. Der Turm ist in ein gutes Dutzend Stockwerke unterteilt, die wiederum in einzelne Räume untergliedert wurden. Die Wände sind von einer enormen Dicke, allerdings ist dies auch notwendig, denn sie enthalten die Nischen, in die die sterblichen Überreste schließlich gelegt werden.
Einmal im Jahr geht der Meister der Leiber mit seinen drei Gehilfen durch den Turm und beseitigt die Überreste der bereits verrotteten Körper.
Ursprung hat diese Tradition wohl in der Angst vor Wiedergängern, die die Stadt lange vor der Katastrophe heimsuchten. Seitdem ist es üblich, jedem Toten die Arme und Beine mit festen Stricken zu binden und einigen werden sogar Augen und Mund vernäht. Dies ist eine große Auzeichnung, denn diese Behandlung ist jenen Toten vorbehalten, von denen man sagt, dass sie im Leben viel Macht hatten. Um sich vor einem mächtigen Wiedergänger zu schützen, versucht man ihn so stark wie möglich zu behindern. Traditionell werden aus diesem Grunde die Großmeister der Mechanisten, Rektoren der Magierakademie und osrathischen Bürgermeister in einen Bleisarg gebettet – die entsprechende Kammer befindet sich im obersten Stockwerk des Turmes.
Aber nicht alle Toten finden ihren Weg in den Turm der Leiber. Obdachlose (so wenige es auch sind, es gibt sie trotzdem), Mordopfer und Symbionten werden mehr oder weniger öffentlich vor den Entlüfungsschächten verbrannt, da man davon ausgeht, dass sie allesamt keine Seele besitzen und somit auch ihr Andenken nicht bewahrt werden muss.

Die rote Akademie

Warum rot? Keine Ahnung? Es hat wohl etwas mit dem Gebirge zu tun, in dem diese Steine geschlagen wurden. Aber schau doch selbst – es passt sich perfekt in die Stadt ein, ein optisch warmer Fleck inmitten des grauen und weißen Betons, der ewig gleichen Lichter und der ewig gleichen Straßen! Warum ausgerechnet rot, weiß ich nicht, aber es ist gut, dass es nicht schwarz oder weiß ist.
– Antwort eines Magiers auf die Frage: "Warum rot?"
Alles, was man bei einer Magierakademie erwarten darf – Phantasie, wirre Architektur, labyrinthartige Gänge mit einem beunruhigenden Eigenleben – all das fehlt. Die rote Akademie ist ein zweckdienlicher Bau ohne einen übertriebenen Hang zum Extrovertierten. Dass hier jemand Architektur betrieben haben soll, wird erst klar, wenn man sich vor Augen führt, wie genial die Zimmer- und Vorlesungssaalaufteilung ist, wie kurz die normal zu erledigenden Wege sind, wie gut gesichert die Labors und die Bibliothek ist und welche ungeheure Stärke die Wände haben.
Die Akademie ist aber nicht nur Forschungs- und Ausbildungsstätte; der Campus beinhaltet auch einen Wohntrakt für die Professoren und die Studenten, ständig gesichert gegen neugierige Eindringlinge aus der Stadt.
Generell ist die Akademie sehr abgeschottet – eine drei Schritt hohe Mauer inklusive eines gefährlichen Schneidedrahtes an der Krone, ein bewachtes Tor aus zentimeterdickem Stahl und ein hauseigenes Alarmsystem sollen die Magier isolieren. Und sie wollen auch isoliert sein – jeder von ihnen, den man auf der Straße trifft, hat einen Auftrag zu erledigen, und sei es nur, Vorräte für die Akademie zu besorgen.
Hartnäckige Gerüchte ranken sich um den Inhalt des Akademiekellers. Manche sagen, dort würden gefangene Geister und Monstrositäten gequält und langsam getötet, um ihre Schwächen kennenzulernen; manche sagen, dort würden die Studenten verbrannt, die die Prüfungen wiederholt nicht bestanden hätten. Andere behaupten, es handele sich um einen Bunker – für den Fall, dass die Zauberlehrlinge etwas rufen, dass nicht einmal die Meister zu beherrschen wüssten.
Geschrieben am 09.09.2007 und zuletzt am 18.11.2007 verändert