Mystic-Legends – Artikel: Metagaming

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Metagaming

Für gewöhnlich wird Metagaming als negativ abgestempelt und verurteilt und das ist für gewöhnlich auch richtig so, denn Metagaming kann unterschiedliche Bedeutungen haben:

Zum einen kann Metagaming bedeuten, dass ein Spieler mit Informationen, die sein Charakter nicht haben kann, spielt und man dies deutlich merkt. (Ein krasses Beispiel wäre an dieser Stelle ein Krieger, der mit magietheoretischem Wissen ausgestattet ist, obwohl sein Talentbogen etwas völlig anderes behauptet, nur weil der Spieler vor dem Krieger einen Magier gespielt hat und sich deshalb in der Magietheorie gut auskennt. Oder ein Charakter, der in einer antiken Welt Schwefel, Salpeter und Holzkohle mischt, weil der Spieler eben weiß, dass daraus Schwarzpulver entsteht). Solches Metagaming ist gegenüber Spielern, die ihren Charakter ordentlich ausspielen und dabei eben auch auf Wissenslücken Rücksicht nehmen, unfair.
Allerdings ist das Anhäufen von Spielerwissen, das über dem Charakterwissen liegt, unvermeidbar: Der Spieler kennt zum Beispiel die Regeln des Rollenspiels, der Charakter nicht. Der Spieler hat eventuell eine Spielhilfe über Elfen gelesen, der Charakter nicht und der Spieler kennt den groben Verlauf der Metastory, der Charakter ganz sicher nicht. Dieses Wissen kann man doch ganz gut nutzen, um den SL konstruktiv zu unterstützen, oder? Wenn der Spieler weiß, auf was das aktuelle Abenteuer hinausläuft, kann er doch so gut es geht dem SL in die Hände arbeiten, er kann versuchen, ihn zu unterstützen, wo es geht (indem er z.B. nicht die finstere Meisterperson tötet, da er eine Ahnung hat, dass dies in Wirklichkeit ein strahlender Held inkognito ist).

Solches Metagaming kann natürlich wieder ausarten: Wenn Spieler Fritz weiß, dass ein bestimmter NSC der Mörder ist, dann ist es immer noch ziemlich dämlich und aufgesetzt, zu versuchen, das Abenteuer vorzeitig oder zumindest schneller zu beenden, indem sofort der NSC verdächtigt wird und nicht mehr der eigentlich Hauptverdächtige, der aber nur durch Drogen manipuliert wurde. Solche Aktionen gilt es zu unterlassen, denn das sprengt das Abenteur und raubt dem SL und den anderen Spielern den Spass.

Das Metagaming, das hier vorgestellt und propagiert werden soll, dient vor allem dazu den SL zu unterstützen, ihn mitunter vor extremen unkalkulierbaren Handlungen der Spieler zu schützen und ihm bei der Entwicklung seiner Geschichte zu helfen – schon wenn ein Charakter einen für ihn eher untypischen Auftrag annimmt (ist ja durchaus auch erst nach einiger Diskussion möglich), weil er weiß, dass er sonst dem SL dazwischenpfuschen und das ganze Abenteuer vernichten würde, ist das Metagaming. Der SL möchte ja schließlich auch nicht in erster Linie, dass einfach das Kernproblem des Abenteuers gelöst wird, sondern dass die Charaktere eine spannende und interessante Geschichte erleben. Durch geschickt eingesetztes Metagaming kann ein schlauer Spieler die anderen Charaktere noch mehr durch ein Abenteuer lotzen, als es der SL könnte. Er kann sie durch eingeworfene Fragen auf falsche Fährten locken, wenn sie zu schnell im Abenteuer vorwärts kommen und der SL verzweifelt am Stift kaut oder er kann sie von extremen Ideen abbringen, die sie ihrer Meinung nach der Darstellung ihres Charakters schulden. Durch Metagaming kann sich eine Gruppe selbst im Gleichgewicht halten.
Geschrieben am 04.12.2007 und zuletzt am 02.01.2008 verändert